Neuer Höchststand bei antisemitischen Vorfällen
Negativrekord. Oskar Deutsch ist das Wort fast zu harmlos. „Antisemitismus“, sagt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) sollte konsequent „Judenhass“genannt werden. Denn genau das sei es. Und weil Hass in einer Gesellschaft alle angeht, erinnert Deutsch daran, dass der Kampf gegen den Antisemitismus nicht nur Sache von Jüdinnen und Juden ist. „Das ist Aufgabe jedes Menschen – egal, ob im Stadion, am Stammtisch oder am Kinderspielplatz.“
Anlass für den Appell ist der jüngste Bericht der Meldestelle der IKG. Mit 965 gemeldeten Vorfällen wurde 2021 ein Negativ-Rekord erreicht. Im Vergleich zu 2020 ist die Zahl der registrierten Vorfälle um 65 Prozent gestiegen; es ist der Höchstwert in 20 Jahren.
Die Ursachen für die Zunahme sind vielfältig. Benjamin Nägele, Generalsekretär der IKG, nennt die militärische Eskalation in Gaza und dem Staat Israel. Auch die Corona-Schutzmaßnahmen haben den Hass angefacht.
Das Justizministerium bezeichnete die Zahlen als „höchst alarmierend“, das Innenministerium sagte zu, entschlossen gegen jedwede Form von Antisemitismus vorzugehen – das sei nicht nur eine historische Verantwortung, sondern eine aktuelle Herausforderung.
Einen Gefallen wollen und werden die jüdischen Mitbürger den Angreifern aber nicht machen. „Wir werden uns nicht verstecken und nicht einschüchtern lassen“, sagt Deutsch. Man werde „hinausgehen“und mit jüdischem Leben und Veranstaltungen reagieren.