Spalt geht: Die Erste Group sucht einen neuen Chef
Abgang. Lange vor Vertragsende nimmt Spalt den Hut. Differenzen über Strategie
Das Datum war wohl nicht bewusst gewählt, ein wenig dramatisch mutet es aber dennoch an: Es ist Freitag der 13., als der Vorstandsvorsitzende der Erste Group seinen Abgang ankündigt. Der CEO der Erste Group Bernd Spalt hat gestern verkündet, seinen Vertrag ein Jahr vor der anstehenden Verlängerung eben nicht zu verlängern, wie die Bank gestern via Aussendung erklärte. Das habe Spalt dem Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats mitgeteilt. Der Grund für diesen frühen Abschied seien „unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige langfristige Gesamtausrichtung der Gruppe“, wie es heißt. Der Vertrag des 53-Jährigen endet am 30. Juni 2023. Damit ist nach dem längstdienensten Chef – Andreas Treichl – Spalt nun der, der am Kürzesten an der Spitze der Bank stand.
Spekulationen
Konkret soll es unterschiedliche Ideen zum Wachstum der Bank und möglichen Akquisitionen gegeben haben, wie von Insidern zu hören ist. Die Vorstellungen über die künftige Strategie der Bank seien sehr weit auseinandergegangen. Spalt dürfte der Bank auch zur Gänze den Rücken kehren. Spekulationen darüber, dass Spalt der Mut zu Akquisitionen gefehlt hätte, was nicht gut angekommen sei, will man in Bankkreisen nicht bestätigen. Viel eher sei es um das wie, wo und wann bei Zukäufen gegangen. Spekuliert wurde auch, dass Spalt mit seinem Abgang der Bank zuvorgekommen ist, die den Vertrag ihrerseits nicht versehr längert hätte. Innerhalb der Bank wird das aber dementiert.
Von Spalt gab es folgenden Kommentar: „Die Erste war meine professionelle Heimat und ich habe es immer als Privileg empfunden, den Sparkassengedanken in den unterschiedlichen Funktionen in alle Länder der Gruppe zu tragen. Ich bin dankbar, dass ich in den letzten Jahren dieses Unternehmen wesentlich mitgeprägt habe. Die Erste ist eine ausgezeichnete Bank und wird das auch künftig sein.“
Der studierte Jurist wird vorerst die Geschäfte der Erste Group weiterführen. Nach der kommenden Hauptversammlung am 18. Mai wird der Aufsichtsrat den Prozess für die Nachfolge anstoßen. „Natürlich respektieren wir die Entscheidung von Bernd Spalt und bedanken uns schon jetzt für die höchst erfolgreiche Arbeit als CEO. Unserem Unternehmen geht es außerordentlich gut, was nicht zuletzt die Rekordergebnisse und alle relevanten Kennzahlen beweisen. Bernd hat in den letzten 32 Jahren in unterschiedlichen Funktionen wesentlich zum Erfolg der Erste – auch in schwierigen Zeiten – beigetragen“, heißt es vom Aufsichtsratsvorsitzenden Friedrich Rödler.
Lebenslauf
Bernd Spalt war erst seit Jänner 2020 an der Spitze der Erste Group. Er war Langzeit-CEO Andreas Treichel nachgefolgt, der mit Ende 2019 in Pension gegangen ist. Spalt begann seine Laufbahn 1991 in der Rechtsabteilung der Erste Bank AG. Nach mehreren Stationen im In- und Ausland wurde Spalt 2018 Risikomanager der Erste Bank Österreich. Zuletzt war er ab Juli 2019 stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Erste Group, bis er Anfang 2020 Vorstandsvorsitzender wurde.
2021 hat die Erste Group ihr Ergebnis auf 1,92 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Als Gründe gab die Bank niedrigere Risikokosten, gestiegene Zinsüberschüsse und ein gutes Kreditwachstum an. Die Aktie der Erste Group war von der Ankündigung des Noch-CEOs gestern wenig beeindruckt, im Lauf des Nachmittags lag sie mit einem Prozent im Plus.
In der Hauptversammlung Mitte kommender Woche wird auch ein neuer Aufsichtsrat gewählt.