Mein Samstag
Egal ob Schwarte, Haut oder Panier: Knusprig
muss es sein – oder? Misophonie. Unlängst schmökerte Ihr Kolumnist mit seiner Mutter in einem Kochbuch voll herrlich traditioneller Gerichte. Eines, in dem das Gulasch noch Namenszusätze wie Herren- oder Fiaker- trägt und im Backrohr geschmort wird. Und in dem der Gugelhupf nach einem Gleichschwer-Rezept gebacken wird – sich das Gewicht der Zutaten also wie einst an jenem der Eier bemisst. Großartig!
Es herrschte ungeteilte Begeisterung, bis Kolumnist und Mutter beim Paprikahenderl landeten. Das Rezept war tadellos bis ins Detail. Der Kolumnist muss dennoch gestehen: Paprikahuhn kommt ihm nicht auf den Tisch. Schuld ist die Haut. Diese wird vom Schmoren in der Sauce nämlich labbrig, sprich: in höchst unangenehmer, ja unangebrachter Weise weich.
Egal, ob Schwarte, Haut oder Panier: Beim Essen muss es krachen, knacksen und knuspern, davon ist Ihr Kolumnist felsenfest überzeugt. Über die Jahre hat er sich durch ein breites Repertoire an Tipps und Tricks getestet, um am Tisch hörbare Erfolge zu erzielen. Schweinsbraten-Schwarten wurden in der Versuchsküche mit Salz eingerieben, mit Honig bepinselt, mit Bier übergossen und bei halboffener Backrohrtür gegrillt. (Nicht alles gleichzeitig, freilich.) Schnitzel werden im Schmalz schwimmend eifrig geschwenkt, damit die Panier souffliert. Und als es unlängst panierte Selleriescheiben gab – ein Geheimtipp auch für leidenschaftliche Fleischesser –, frittierte er selbige sogar doppelt. Selten zuvor hat sich am Tisch so anregend lautes Knuspern eingestellt wie an jenem Abend. Probieren Sie es!
Sollte in Ihnen nun leise (oder gar laute) Wut emporsteigen, kann es übrigens sein, dass sie an Misophonie leiden, an einer krankhaften Überempfindlichkeit gegen (Ess-) Geräusche. Dann – und nur dann! – sind Sie vielleicht doch beim Paprikahenderl richtig.
Ihr Kolumnist gibt selten Kaufempfehlungen ab. Das gelobte Kochbuch sei an dieser Stelle dennoch verraten: Es trägt den wunderbar selbsterklärenden Namen Wiener Küche: Wirtshausgulasch & Topfenpalatschinken und stammt aus der Feder der Wienerin Susanne Zimmel. Blättern Sie rein!