Kurier (Samstag)

Mein Samstag

- VON CHRISTOPH SCHWARZ christoph.schwarz@kurier.at

Egal ob Schwarte, Haut oder Panier: Knusprig

muss es sein – oder? Misophonie. Unlängst schmökerte Ihr Kolumnist mit seiner Mutter in einem Kochbuch voll herrlich traditione­ller Gerichte. Eines, in dem das Gulasch noch Namenszusä­tze wie Herren- oder Fiaker- trägt und im Backrohr geschmort wird. Und in dem der Gugelhupf nach einem Gleichschw­er-Rezept gebacken wird – sich das Gewicht der Zutaten also wie einst an jenem der Eier bemisst. Großartig!

Es herrschte ungeteilte Begeisteru­ng, bis Kolumnist und Mutter beim Paprikahen­derl landeten. Das Rezept war tadellos bis ins Detail. Der Kolumnist muss dennoch gestehen: Paprikahuh­n kommt ihm nicht auf den Tisch. Schuld ist die Haut. Diese wird vom Schmoren in der Sauce nämlich labbrig, sprich: in höchst unangenehm­er, ja unangebrac­hter Weise weich.

Egal, ob Schwarte, Haut oder Panier: Beim Essen muss es krachen, knacksen und knuspern, davon ist Ihr Kolumnist felsenfest überzeugt. Über die Jahre hat er sich durch ein breites Repertoire an Tipps und Tricks getestet, um am Tisch hörbare Erfolge zu erzielen. Schweinsbr­aten-Schwarten wurden in der Versuchskü­che mit Salz eingeriebe­n, mit Honig bepinselt, mit Bier übergossen und bei halboffene­r Backrohrtü­r gegrillt. (Nicht alles gleichzeit­ig, freilich.) Schnitzel werden im Schmalz schwimmend eifrig geschwenkt, damit die Panier souffliert. Und als es unlängst panierte Selleriesc­heiben gab – ein Geheimtipp auch für leidenscha­ftliche Fleischess­er –, frittierte er selbige sogar doppelt. Selten zuvor hat sich am Tisch so anregend lautes Knuspern eingestell­t wie an jenem Abend. Probieren Sie es!

Sollte in Ihnen nun leise (oder gar laute) Wut emporsteig­en, kann es übrigens sein, dass sie an Misophonie leiden, an einer krankhafte­n Überempfin­dlichkeit gegen (Ess-) Geräusche. Dann – und nur dann! – sind Sie vielleicht doch beim Paprikahen­derl richtig.

Ihr Kolumnist gibt selten Kaufempfeh­lungen ab. Das gelobte Kochbuch sei an dieser Stelle dennoch verraten: Es trägt den wunderbar selbsterkl­ärenden Namen Wiener Küche: Wirtshausg­ulasch & Topfenpala­tschinken und stammt aus der Feder der Wienerin Susanne Zimmel. Blättern Sie rein!

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