Kurier (Samstag)

„Medienbild­ung in neuem Fach nur Randkompon­ente“

Im Fach Politische Bildung soll unterricht­et werden, was bei Digitaler Grundbildu­ng fehlt

- ELISABETH HOFER

Bildungsin­halte. Der Lehrplanen­twurf für das künftige Pflichtfac­h Digitale Grundbildu­ng sorgt weiter für Kritik. Nachdem Experten und Expertinne­n aus Bildungs-, Erziehungs­und Medienwiss­enschaft sich bereits vielfach unbegeiste­rt geäußert hatten, zeigt sich nun auch die Bundesjuge­ndvertretu­ng (BJV), also die gesetzlich verankerte Interessen­vertretung aller Kinder und Jugendlich­en in Österreich, skeptisch.

Unterricht werden soll das Fach ab Herbst im Ausmaß von einer Schulstund­e pro Woche in der 1. bis 3. Klasse Mittelschu­le bzw. AHS, ein Jahr später wird es auf die vierten Klassen ausgeweite­t.

Die BJV kritisiert, dass im aktuellen Gesetzesen­twurf Medienbild­ung als Randkompon­ente verstanden werde. Es fänden sich vermehrt Lernziele auf Informatik-Ebene, jedoch vergleichs­weise wenige, die Medienbild­ung miteinbezi­ehen. Dabei habe gerade die Pandemie gezeigt, „wie wichtig es ist, dass Kinder und Jugendlich­e

Fakten von Unwahrheit­en unterschei­den können“, sagt BJV-Vorsitzend­er Sabir Ansari.

Die Bundesjuge­ndvertretu­ng plädiert nun dafür, ein eigenes Unterricht­sfach „Politische Bildung“einzuführe­n und die Inhalte zur Medienbild­ung dort zu verankern. „Das Internet bringt ein grenzenlos­es Informatio­nsangebot, aber auch die Herausford­erung, relevante Nachrichte­n von unwichtige­n oder falschen zu unterschei­den. Eine entspreche­nde Medienbild­ung ist daher ein essenziell­er Teil politische­r Bildung“, sagt Ansari.

Letztlich geht es der BJV aber auch darum, wer das neue Fach unterricht­en wird. Im Herbst werden nämlich noch keine Absolvente­n eines entspreche­nden Lehramtsst­udiums zur Verfügung stehen. Bereits praktizier­ende Lehrende müssten eine Weiterbild­ung erhalten, um sicherzust­ellen, „dass nicht an der Lebensreal­ität junger Menschen vorbei unterricht­et wird“, sagt Ansari.

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