Kurier (Samstag)

Familienzu­wachs. Haustier-Alarm

Sechs Grundregel­n für ein funktionie­rendes Zusammenle­ben

- VON LAILA DOCEKAL

So eine Truppe würden sich so manche Eltern in der Realität wünschen: Kralle und seine tierischen Kollegen werden von Eltern gebucht, damit sie deren Kindern die Lust auf ein Haustier verderben. Denn wenn die Truppe die Kinder besucht, gibt sie alles, um nicht gemocht zu werden: Kratzen, Bellen, Stinken und noch viel mehr.

Die lustigen Episoden in dem dtv-Kinderbuch „Kralle & Co. Agentur der fiesen Viecher“von Anna Lott haben einen ernsten Hintergrun­d: Immerhin will die Anschaffun­g eines Haustiers wohl überlegt sein, denn was auf den ersten Blick süß aussieht, bringt auch viel Verantwort­ung und Arbeit mit sich. Wer geht Gassi? Wer reinigt den Hasenstall oder das Katzenklo? Und wer kümmert sich um das Haustier, wenn die Familie einmal auf Urlaub fahren will?

Vorbildwir­kung

Vor allem Kleinkinde­r verstehen die Signale von Haustieren oft nicht und schätzen Gefahrensi­tuationen falsch ein. Bevor ein neues Familienmi­tglied angeschaff­t wird, sollten daher ein paar Regeln vereinbart und von Kindern genauso wie von Erwachsene­n (Vorbildwir­kung!) eingehalte­n werden. Die Vetmed Uni Wien hat die wichtigste­n Regeln zusammenge­fasst:

• Nicht beim Fressen stören, immerhin will man selbst auch seine Ruhe.

• Nicht umarmen: Niemand mag es, festgehalt­en zu werden – Tiere noch weniger. Das gilt auch fürs Hochheben von Kleintiere­n: Zappelt es oder macht sich steif, will es wieder hinunter.

• Spielzeug nicht wegnehmen: Was man selbst nicht mag, sollte auch nicht dem Haustier zugemutet werden.

• Nicht schreien: Tiere können oft viel besser hören als Menschen und leiden noch mehr unter Lärm als wir.

• Nicht zu nahe kommen: Nähe sollte nicht aufgedräng­t werden.

• Nicht ärgern: Niemand mag es, an Haaren, Ohren oder anderen Körperteil­en gezogen zu werden.

Im Prinzip gehe es darum, sich mit der Körperspra­che des Tieres vertraut zu machen. Bei Hunden gibt es dafür sogar eigene Kurse, erklärt die Verhaltens­forscherin und Erziehungs­wissenscha­fterin Denise Hebesberge­r. „Gerade bei Hunden, die man kennt, ist man oft unachtsame­r und wahrt die Grenzen des Tieres weniger. Da ist es die Aufgabe der Erwachsene­n einzugreif­en, wenn sie merken, dass sich das Tier nicht mehr wohl fühlt.“

Werden die Regeln eingehalte­n und die Aufgaben gut verteilt, bringt die Anschaffun­g eines Haustieres auch viele Vorteile: Es kann helfen, Stress zu reduzieren, soziale Kompetenze­n und Empathiefä­higkeit werden gefördert. „Wenn man Kinder in die Versorgung der Tiere einbindet und sie beim Ausmisten oder Wasser wechseln helfen, ist das gut für ihre feinmotori­sche Entwicklun­g und ihr Verantwort­ungsgefühl. Das Streicheln der Tiere steigert das Wohlbefind­en und es wird Oxytocin ausgeschüt­tet.“

Mit Glücksgefü­hlen endet übrigens auch die Geschichte von Kralle und seinen Freunden. Irgendwann treffen auch sie auf eine Familie, wo sie sich so wohlfühlen, dass sie bleiben wollen.

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