Vom Ziegelwerk zum Genusstempel
Einst stand hier eine kleine Fabrik, heute genießen die G▶ste in Wimpassing, NÖ, in hohen, extravaganten und lichtdurchfluteten R▶umen kulinarische Schmankerln der Region. Ein spannendes Beispiel, wie aus einem jahrelang leer stehenden Geb▶ude ein archite
» Man nehme eine alte Ziegelfabrik, gut gereift und trocken gelagert, einen kreativen Architekten, motivierte Handwerkerprofis aus der Umgebung, hochwertige Tischlerware, eine Prise Natursteine und Beton, vermischt all die Zutaten und lässt sie gut zwei Jahre aufeinander wirken. Aus dem Rezept der Gastronomiefamilie Tschiedel aus Wimpassing an der Leitha ist heute ein wahrhaftig architektonisches Meisterstück geworden. Ein ebenso kulinarisches wie geschichtsträchtiges Highlight mit rund 100 Sitzplätzen auf 400 m² Nutzfläche. „Ein bisschen ,verrückt’ muss man schon sein, dass man so ein Projekt angeht. Aber der Traum, dem Gelände neues Leben einzuhauchen, hat uns nicht mehr losgelassen“, erzählt Julia Weber, die gemeinsam mit ihrem Lebenspartner WernerTschiedelunddessenBruder Roland das mehrfach prämierte Gasthaus Ziegelwerk
mit viel Herz und Leidenschaft betreibt.
Begonnen hat alles mit der Rekonstruierung und Renovierung des Kalkofens im Jahr 2013. Mit Hilfe alter Fotos aus den 1920-iger Jahren und unterstützender Architektenplanung haben ihn die Brüder Tschiedel mit viel Mühe in der Originalhöhe wieder errichtet. Den Gästen vermittelt der „stille Ofen“nun bei der Einfahrt einen imposanten Eindruck und einen Hauch Vergangenheit.
Beim Hauptumbau gab es 2017 bis 2018 neben vielen Ziegelsteinen auch einige Stolpersteine zu bearbeiten. So mussten sowohl behördliche Auflagen für die neue Nutzungsform als auch statischbauliche Aspekte berücksichtigt werden. Architekt Josef Weichenberger: „Sehr besonders ist der gegenseitige Einfluss von Altem und Neuem sowie die Lesbarkeit der Neugestaltung“. Denn das Projekt definiere den bestehenden Ort gänzlich neu. „Es macht ihn zu einem einzigartigen Erlebnis, das sich durch die Auseinandersetzung mit dem historischen Bauwerk, seiner Umgebung und der zeitgemäßen Antwort in der Architektur ergibt.“
Die alten Lagerhallen wurden vom Grundriss her nicht verändert und bilden jetzt das Herzstück des Gasthauses – die Küche und den Gastraum. Die Ziegelsäulen sind noch original und wurden nur stabilisiert. Alte Ziegel aus der Produktion, die im Boden der Langhalle gefunden wurden, bilden nun die Küchenwand. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurden alle Holzelemente, die noch brauchbarundstabilwaren,penibelnummeriert und wieder eingebaut. Dieses Gebäude dient nun als zweistöckiger Gastraum, hier befinden sich neben dem Weinkeller auch die Brotbacköfen, in denen Chefin Julia nun statt Ziegeln selbst gemachte Brote bäckt. „Das Weingewölbe ist auch ein kleines
Meisterwerk“, sagt sie stolz, „wir haben lange nach den ,richtigen’ Ziegeln gesucht, denn leider waren nicht mehr genug eigene Ziegel da.“Schließlich entschied man sich für Wienerberger Ziegel aus einem holländischen Werk. Das Talent der Familie Tschiedel, qualitativ hochwertige Schmankerl zu kreieren, setzt sich auch beim Innenausbau durch. Hier wurde in viel Eigenregie neben Sichtbeton vorwiegend Holz verwendet, das einen ruhigen und zeitlosen Eindruck vermittelt, mit dem Fokus auf natürliches und langlebiges Design. Diese Handschrift ist nicht zuletzt im Beleuchtungskonzept ersichtlich. So kann das Licht individuell gedimmt und farblich angepasst werden.
Das einst vom Urgroßvater gegründete Ziegelwerk wurde im April 2019 auch noch im Außenbereich aufgepeppt – in Form eines organisch ins Gelände integrierten Gartens, der im Sommer Platz für weitere 100 Gäste bietet. „Es war gar nicht so einfach, das weitläufige Gelände passend einzufassen. Unser Gartenplaner hat das aber sehr gut gelöst. Der Gastgarten schmiegt sich schön um die Gebäude und ist zugleich übersichtlich und gemütlich“, so Weber. Gleich gegenüber wurde ein Kinderspielplatz errichtet. Für die Zukunft hat Familie Tschiedel ein weiteres „Rezept“in Arbeit: Eine Erweiterung der Immobilie für Nächtigungsmöglichkeiten. «
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