MÖGE DIE MACHT MIT EUCH SEIN
Am 27. Mai l▶uft mit „Obi-Wan Kenobi“die neueste Serie aus dem „Star Wars“Universum an. Ewan McGregor als Titelheld sowie Hayden Christensen als Darth Vader und Moses Ingram spielen die Hauptrollen und erz▶hlen der freizeit im |nterview darüber. Die galak
Der Kampf ist vorbei. Wir haben verloren. Die Botschaft zu Beginn des Trailers von „Obi-Wan Kenobi“ist eine düstere, die Lage so gut wie aussichtslos, die Zukunftsaussichten: lebensgefährlich bis vernichtend. Als einsamer Reiter durchquert der titelgebende und einst so mächtige Jedi-Meister die Wüste, taucht unter als einer von vielen, setzt sich gegen todbringende Widersacher zur Wehr. Seinen Ziehsohn, Lieblingsschüler, besten Freund Anakin Skywalker hat Obi-Wan an die dunkle Seite der Macht verloren – der einst so aussichtsreich talentierte Jedi hat ihn verraten und ist jetzt der abartig böse Sith-Lord Darth Vader. Auf die Jedi wird Jagd gemacht – und auf Obi-Wan Kenobi im Besonderen ... Klingt spannend? Wird es sicher auch. Auch wenn mehr Handlungsdetails noch streng geheim sind: Die Ingredienzien des sechsteiligen Serien-Events „Obi-Wan Kenobi“, das am 27. Mai bei Disney+ startet, sind vielversprechend. Vom ziehväterlichen Konflikt bis zur Konfrontation mit einem der übelsten Schurken der Filmhistorie: Bedrohlich keucht sich Darth Vader in pechschwarzer Kampfrüstung an das Szenario heran ... auf zum Duell! Von Fans weltweit werden die gehypten Vorschauen gefeiert. Seit 45 Jahren ist der Erfolg von allem, was vom ersten „Star Wars“-Film ausgeht, ein Phänomen. George Lucas, der Schöpfer der Space Opera, ließ sich dafür zu einem AbenteuerAmalgam aus allerlei kulturellen Quellen inspirieren, das etwa Bezüge auf den Western, Mantelund Degenfilme oder antike Tragödien aufweist. Die Erzählstruktur beruht auf dem Buch „Der Heros in tausend Gestalten“des Mythenforschers Joseph Campbell, das die Gemeinsamkeiten aller Helden der Menschheitsgeschichte analysiert. Gut und Böse, Väter und Söhne, Freundschaft, Tyrannei, Identität: Die symbolischen Konflikte der Filme sind emotional für jeden nachvollziehbar. „Das Drehbuch könnte von den Gebrüdern Grimm stammen, zeitversetzt um einige Jahrtausende“, meinte Lucas einmal. Obwohl niemand mit einem Erfolg gerechnet hatte, schlug sein Film voll ein – und löste einen Sci-Fi-Boom aus, weil er einen radikalen Bruch mit den bis dahin üblichen Filmen dieser Art bedeutete, die politisch, kritisch und dystopisch geprägt waren.
Wenn nun Ewan McGregor mit der Titelrolle in „Obi-Wan Kenobi“wieder die Kapuzenkutte überstreift und zum Lichtschwert greift, ist das zugleich eine Rückkehr zu einer besonderen Rolle in seiner Karriere: Mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit er als 27-jähriger Jungspund der am heißesten gehandelte Newcomer Hollywoods war. Trotz Filmen wie „Trainspotting“oder „Moulin Rouge“blieb die Jedi-Rolle seitdem fortwährend an ihm hängen. Und das, obwohl dem Schotten als Nachfolger von Alec Guinness aus der Original-Trilogie dabei stets ein gerüttelt Maß an Unbehagen beschlichen hatte. „Ich sah mich als Teil einer neuen Welle des britischen Kinos“, gesteht er denn
freizeit.at |
Als Ewan McGregor 1999 im lang erwarteten Prequel „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“die Rolle des Jedi-Meisters Obi-Wan Kenobi übernahm, trat er ein schweres Erbe an: Die englische SchauspielLegende Alec Guinness hatte die Rolle in der Original-Trilogie maßgeblich geprägt. Dass die neuen Filme nicht besonders gut ankamen, wurmte McGregor lange Zeit. Dennoch tritt er 20 Jahre später in der Serie „Obi-Wan Kenobi“erneut als umsichtiger, idealistischer Sternenkrieger an.
freizeit: Ewan, in der Netflix-Hitserie „Halston“haben Sie zuletzt die schillernde Modeikone gleichen Namens gespielt. Wie schwer war es, sich umzustellen – vom Designer zum Jedi-Meister, von den tollsten Outfits zum Tragen einer schnöden Kutte?
Haha, das ist mein Job! In meiner Branche wechselt man fliegend von einer Figur zur nächsten. Anstrengend ist das nicht. Man ist für eine gewisse Zeitspanne auf den Charakter einer Rolle eingestellt, konzentriert sich mit voller Kraft darauf – und dann zieht man weiter und macht es beim nächsten Film genauso.
Zum ersten Mal sind Sie Teil der „Star Wars“-Saga, ohne dass Mastermind George Lucas Regie führt. Wie ging es Ihnen damit?
Der Regisseur nimmt selbstverständlich großen Einfluss. Aber was der größte Unterschied ist zu den „Star Wars“-Filmen, in die ich ab den Neunzigerjahren involviert war, ist die Technologie. Ich bin jetzt mehr als 20 Jahre älter, und alles hat sich verändert. Man kann das nicht vergleichen.
Worin liegt der größte Unterschied?
Wir konnten diesmal mit einem Setting und Requisiten arbeiten, die uns bei den Aufnahmen eingeblendet wurden. Das ändert alles. Es erleichtert einem die Arbeit als Schauspieler enorm, stellt einem eine reale Umgebung zur Verfügung, die man sehen und fühlen kann und ist viel besser, als alleine vor einem Blue- oder Greenscreen zu agieren. Bei den früheren Filmen standen wir die meiste Zeit der Dreharbeiten vor einem von beiden. Und das ist einfach eine merkwürdige Angelegenheit.
Die drei „Star Wars“-Filme, die Sie gemacht haben, haben damals großteils negative Reaktionen anderer ausgelöst. Sie meinten einmal, Sie sind damit nur schwer zurechtgekommen. Wie schwierig fiel es Ihnen, sich jetzt auf die Serie einzulassen?
Damals fühlte ich einfach so. Als ich in den Neunzigern den Casting-Prozess für die Rolle des Obi-Wan durchlief, war ich noch so neu in diesem Geschäft. Ich hatte bis dahin viel mit Danny Boyle
(u. a. den Kultfilm „Trainspotting“, Anm.) gedreht und das Gefühl, dass mich diese Art von Filmen definiert. Ich wollte sein Schauspieler sein und sah mich als Teil seiner Art, Filme zu machen, als Teil einer neuen Welle des britischen Kinos. Weil ich das Glück hatte, mit Danny gearbeitet zu haben, war ich da mittendrin statt nur dabei. Ich hatte das Gefühl, „Star Wars“, das wäre nicht so recht meine Sparte. Ich wollte lieber Teil dieser neuen, aufregenden Bewegung sein.
Sie fühlten sich falsch aufgehoben zwischen all den Lichtschwertern, Raumschiffen und Robotern.
Die Wahrheit ist, je näher ich der Sache kam, desto mehr wollte ich sie machen. Einfach weil ich als Kind „Star Wars“geliebt habe. Ich kannte die Filme auswendig, mein Bruder und ich kannten jede Zeile. Und mein Onkel (Denis Law
son, Anm.) spielte in allen drei Teilen der Original-Trilogie mit, er spielte eine Figur namens Wedge Antilles. Vor allem aber kam es mir damals auf eines an.
Und das wäre?
Ich wollte einfach nicht, dass mich diese Filme auf ewig definieren. Meine Karriere bestand aus mehr als „Star Wars“. Ich dachte mir, okay, das sind drei Filme unter vielen anderen, die ich gedreht habe; ich wollte nicht nur für „Star Wars“bekannt sein. Mir war wichtig, weiter die Freiheit zu haben, jede Rolle zu spielen, die ich wollte. Also bin ich losgezogen und habe mein eigenes Ding gemacht, bin auch in völlig anders gearteten Filme aufgetreten. Aber natürlich war die Rolle Zeit meines Lebens immer wieder Thema. Wenn ich bei Filmpremieren für Autogrammjäger Bilder signieren soll, sind es immer Bilder von mir in „Star Wars“.
Doch die Kritik an den Filmen damals hat Sie getroffen.
Es war schwierig, weil ich ohnehin das Gefühl hatte, aus der Spur geraten zu sein. Man ist aufgeregt, weil man wissen will, wie das Ergebnis der eigenen Arbeit aufgenommen wird, man realisiert, welch großen Stellenwert das ganze Projekt hat. Dass das Publikum irgendwie unzufrieden damit war, war hart für mich. Aber ich begegne auch Leuten, die diese Filme wirklich lieben. Sie bedeuten ihnen gleichermaßen viel wie mir damals die Original-Trilogie. Das ist wirklich cool. Zugleich bin ich ein bisschen älter und weiser geworden und finde Gefallen an dieser riesigen Fan-Gemeinde, die die Saga auf der ganzen Welt hat.
Wie ist es, 20 Jahre später dieselbe Rolle noch einmal zu spielen?
Ich fand es interessant und habe es wirklich genossen. Ich habe das auch so empfunden, als ich die Fortsetzung von „Trainspotting“gedreht habe. Ich konnte mich sofort wieder in die Denkweise der Figur hineinversetzen. Und es war schön, wieder Zeit mit Hayden Christensen (als Anakin Skywalker, Anm.) zu verbringen. Ich habe ihn immer sehr gemocht. Es war wie die Wiedervereinigung zweier Brüder.
Sie haben keine Sekunde gezögert?
In jedem Interview der vergangenen 20 Jahre wurde ich gefragt, ob ich die Rolle wieder übernehmen würde, und ich war immer ehrlich und antwortete mit: ja, gerne. Es muss schon so ausgesehen haben, als würde ich mich bei Disney für einen Job bewerben! All das führte zu einem Meeting, in dem die Macher wissen wollten, ob es tatsächlich stimme, was ich da erzähle. Und ich fand, es gäbe wirklich noch eine interessante Geschichte zu erzählen, um zu zeigen, wie es mit Obi-Wan Kenobi weitergeht. In unserer Fortsetzung ist er untergetaucht, hat seinen Glauben verloren und versteckt sich. Ich fand es spannend,
„Als Kind habe ich ,Star Wars’ geliebt. Ich kannte die Filme auswendig, mein Bruder und ich kannten jede Zeile. Und mein Onkel spielte in allen drei Teilen der Original-Trilogie mit.“
Ewan McGregor über die Skepsis an den früheren PrequelKinofilmen: „Es war hart“
für 4,05 Milliarden abzukaufen – seit 2012 liegen diese bei Disney. Eine Rechnung, die aufgeht. Zumal der Konzern mit Abos, die er für seinen Streaming-Dienst Disney+ verkauft, ordentlich Reibach machen kann. Nach den zahlreichen Superhelden-Filmen wie „Avengers: Endgame“oder „Spider-Man: No Way Home“, die zum Marvel-Universum gehören, ist das „Star Wars“-Franchise das kommerziell erfolgreichste der Welt. Und auch mit den Merchandising-Produkten lässt sich prächtig verdienen: Den Todesstern mit Lego-Steinen nachbauen? Yoda als Plüschfigur? Wird alles gerne gekauft. Ob Lichtschwert, Videospiel, Pyjama oder Kaffeehäferl – es gibt kaum ein Produkt, das es nicht gibt. Und so werden die Fans stets weiter mit neuen Inhalten versorgt: „Obi-Wan Kenobi“ist nach „The Mandalorian“und „Das Buch von Boba Fett“nun bereits die dritte Realfilm-Serie aus dem „Star Wars“-Universum. Möge die Macht mit euch sein!
Die Komplexität Darth Vaders
Wenn die Serie nun erzählerisch zehn Jahre nach dem Prequel „Star Wars: Die Rache der Sith“einsetzt, bedeutet das auch: die Rückkehr von Darth Vader. Ein ikonischer Bösewicht. Ich bin dein Vater – wer dieses Zitat nicht kennt, hat die vergangenen Jahrzehnte vermutlich links vorbei am Todesstern hinter einem Schwarzem Loch verbracht. „Darth Vader ist eine unglaubliche Figur, die auf einzigartige Weise auf die Populärkultur übergegangen ist“, erzählt uns ein entspannt wirkender Hayden Christensen im Interview. Er stellte ihn bereits als damals 19-Jähriger in der Prequel-Trilogie mit McGregor dar – als Anakin Skywalker, auf dem Weg, Darth Vader zu werden. „Ein Teil davon zu sein ist einfach cool.“Der dunkle Lord sei ein „komplexer Charakter“. Seine geliebte Frau Padmé habe er verloren, dem Orden der Jedi entsagt. Um überleben zu können stecke er nun in einer Rüstung fest und zudem bis zum Hals in „inneren Konflikten“. „Es geht bei Darth Vader um Selbstwahrnehmung und den Kampf um die eigene Identität“, so Christensen. „Er verarbeitet, was er erlebt hat und die Verwirklichung dessen, was er in Zukunft sein will. Sein Bedürfnis Obi-Wan zu töten entspringt in vielerlei Hinsicht dem Bedürfnis, den Teil von sich selbst zu töten, | freizeit.at der immer noch mit ihm und den Jedi verbunden ist.“
Wie auch sein Kollege McGregor preist Christensen die technischen Fortschritte, die es ermöglichten, beim Dreh nicht nur monatelang vor einem Greenscreen rumzuhampeln, mit dem Lichtschwert gegen unsichtbare Gegner schattenzukämpfen und Dialoge ins Nichts zu sprechen.
Dass er nach dem Hype der PrequelTrilogie radikal seinen Lifestyle änderte, eine Farm kaufte und begann, Schafe und Hühner zu halten, kommentiert er mit einem Lachen, aber trocken. „Ich liebe meine Arbeit leidenschaftlich“, so der Kanadier, „aber ich genieße auch andere Dinge. Die Leutede nken, man habe sich in Luft aufgelöst, dabei war ich bloß mit anderen Dingen beschäftigt. Ich habe solche Phasen.“Im Lichtschwert-Kämpfen war er dennoch schnell wieder in Form. Seine „Star Wars“-Filme und die Arbeit mit George Lucas stufe er als „größte Ehre meiner beruflichen Laufbahn ein.“Jede Sekunde davon hätte er geliebt. „Ich war traurig, als es zu Ende ging.“Nun, mit der Lebenserfahrung von 41 Jahren und als Vater einer Tochter, habe er es genossen, Anakin bzw. Darth Vader erneut darzustellen. „Ich habe das Gefühl, ich stehe an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich jetzt alles mitbringe, was nötig ist, um dieser Figur zu geben, was sie braucht.“
In echt viel netter als Darth Vader: Hayden Christensen kehrt zurück als Superschurke
Jagd die Jedi: Moses Ingram als Reva
Auch Moses Ingram, bekannt aus „Das Damengambit“, wird eine wichtige Rolle einnehmen. Als Reva, Inquisitorin im Auftrag von Vader, macht sie Jagd auf Obi-Wan. „Es ist ein Segen, eine neue Figur zu spielen. So muss ich niemandem gerecht werden, das erlöst mich vom Druck“, gibt sie im Gespräch zu. Ob sie als afroamerikanische Frau bei „Star Wars“besondere Verantwortung empfindet? „Ich weiß, dass das für viele eine besondere Bedeutung haben wird“, so Ingram. „Besonders freut mich aber, dass jetzt auch Mädchen mit dickem, krausem oder lockigem Haar Festivitäten wie Halloween in dieser Aufmachung rocken können.“Dass People of Colour in Serien wie „Obi-Wan Kenobi“zu sehen seien, findet die 27-Jährige „wichtig, weil es die Menschen inspiriert und ihnen zeigt, was möglich ist“. Etwa eine Karriere wie die ihre: „Man kann sich immer durchsetzen, man muss nur hart genug nach einer Lösung suchen.“Die Macht, sie ist eben mit uns allen.