Hinter den Zeilen
Der Redakteur
Martin Meyrath ist derzeit bei den Leserinnen und Lesern besonders gefragt. Ist doch der Energiesektor eines seiner Spezialgebiete. Kollege Meyrath verfolgt dabei nicht nur aktuelle Entwicklungen, sondern verfasst immer wieder wertvolle Service-Storys zum Thema Energiesparen durch die Jamal schon zuletzt nicht viel Gas nach Deutschland gekommen ist. Am wichtigsten für die Versorgung ist die Ostseepipeline Nord Stream 1.
Trotzdem bahnt sich Ungemach an: Denn die Lieferverträge von Töchtern der Gazprom Germania werden teilweise nicht mehr erfüllt. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht darin eine neue Stufe im Konflikt mit Russland erreicht. Bisher rechnet Deutschland wegen der Sanktionen gegen Gazprom Germania heuer mit Ausfällen von drei Prozent seines Jahresbedarfs. Das sei noch zu ersetzen, wenn auch voraussichtlich zu höheren Preisen.
Moskau macht also Druck, würgt das Gasgeschäft mit Deutschland bisher aber absichtlich nicht ab. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, bezeichnet die Sanktionen deswegen als ein „chirurgisches Dekret“.
Europäisches Problem
Österreich ist von dem Konflikt bisher nur beim Speicher Haidach betroffen. Denn die OMV hat noch bis 2040 einen Liefervertrag mit dem russischen Staatskonzern Gazprom. Das Gas erreicht Österreich durch die Ukraine und die Slowakei am Knotenpunkt Baumgarten. Dabei gilt eine „Take or pay“-Klausel, es muss also auch bezahlt werden, wenn das Gas nicht abgenommen wird (der KURIER berichtete).
Die Folgen könnten trotzdem gravierend sein. Denn Deutschland ist einer der wichtigsten Gasimporteure der EU, im Falle einer Knappheit wäre also mit Auswirkungen auf den gesamten europäischen Energiemarkt zu rechnen. Selbst wenn Österreich unabhängig von den Verwerfungen in Deutschland weiterhin ausreichend Gas beziehen kann, wäre also mit wirtschaftlichen Konsequenzen zu rechnen.