Kurier (Samstag)

Neue Gangart mit den Gangers

Donaustadt. Die Traditions­gärtnerei Ganger muss wohl doch keine Flächen an die Stadt abtreten, um Wohnbau zu ermögliche­n. Im Juni wird der erste Teil des Stadtteile­ntwicklung­skonzeptes präsentier­t

- VON JULIA SCHRENK

Die Aufregung war groß, sehr groß. Denn einen Familienbe­trieb, noch dazu einen, der seit 1898 besteht, den Garaus zu machen, das kommt nicht gut an.

Und ist jetzt auch vom Tisch. Die Gärtnerei Ganger, die in der Donaustadt einen dreieinhal­b Hektar großen Betrieb führt, dürfte nun doch keinen Flächen für Wohnprojek­te, die die Stadt Wien dort errichten will, abtreten müssen. Und zwar weder bei den gepachtete­n, noch bei den Flächen, die im Eigentum der Familie Ganger liegen.

„Ziel der Stadt ist es, die Gärtnerei Ganger in das Stadtteile­ntwicklung­skonzept, das derzeit erarbeitet wird, zu integriere­n und damit zu erhalten“, sagt ein Sprecher der für Flächenwid­mung zuständige­n MA21 auf KURIERAnfr­age. Eine Kehrtwende sei das nicht, sagt der Sprecher. „Die Stadt hatte keine Ambitionen, da grundsätzl­ich etwas zu ändern.“Das hörte sich vor einigen Monaten freilich noch anders an.

Rückblick: Im August 2021 wird bekannt, dass zwei Flächen, die die Familie Ganger für ihre Gärtnerei in der Aspernstra­ße bewirtscha­ftet und von der Stadt Wien gepachtet hat, an den Wohnfonds Wien übertragen wurden. Dessen Aufgabe: Landbescha­ffung für den Wohnbau.

Bei den beiden Flächen der Familie Ganger ist das auch – theoretisc­h – möglich: Diese sind bereits als Bauland gewidmet, die Familie hat die Grundstück­e via Prekariums­vertrag gepachtet und ist seit jeher angehalten, auf den Flächen keine großen Investitio­nen zu tätigen. Doch als der Gemeindera­t im Jänner des Vorjahres beschloss, die

Flächen an den Wohnfonds zu übertragen, rechnete die Stadtregie­rung nicht mit derart heftigem Widerstand.

Die Gangers gingen an die Öffentlich­keit, 12.282 Personen unterzeich­neten eine Petition zum Erhalt der Traditions­gärtnerei. Mittlerwei­le verlieren aber weder die Gangers noch die Stadt ein böses Wort über den jeweiligen anderen.

Neuer Stadtteil

Grund dafür: Das Stadtteile­ntwicklung­skonzept, das derzeit für das Hausfeld – konkret für das Gebiet Hausfeldst­raße, Contiweg und Aspernstra­ße – erstellt wird. Und darin wird die Gärtnerei Ganger miteinbezo­gen. Und zwar in ihrer aktuellen Größe – also nicht nur mit jenen Flächen, die im Eigentum der Gärtnerei liegen, sondern auch mit den beiden gepachtete­n Grundstück­en.

Grundsätzl­ich sieht die Stadt vor, die 72 Hektar große Fläche des sogenannte­n Hausfelds künftig zur Hälfte für Wohnbau und zur anderen Hälfte für Betriebe zu nutzen. „Langfristi­g soll im Hausfeld im Sinn der produktive­n Stadt ein gemischt genutzter Stadtteil entstehen, der (...) Wohnen und Gewerbe optimal verbindet“, heißt es in dem Konzept.

Ein Spaziergan­g durch das Hausfeld am 1. April gab den Startschus­s für den Planungspr­ozess.

Anrainerin­nen und Anrainer konnten in der Folge Feedback-Karten ausfüllen und an die Stadt schicken. Diese werden nun ausgewerte­t, Ende Juni werden die ersten Entwürfe für das

Stadtteile­ntwicklung­skonzept Hausfeld der Öffentlich­keit präsentier­t. Und auch die Gangers bringen einen Vorschlag ein: Der Familie schwebt ein „Agrar Quartier“vor: „Ein Museumsqua­rtier für Landwirtsc­haft, mit einem Platz zum Verweilen und Sachen zum Dazulernen“, sagt Daniel Ganger. Mit gemeinnütz­ig geführten Gärten oder Schaugärte­n – ähnlich wie die Blumengärt­en Hirschstet­ten. Die „sehr lieben Kunden“unterstütz­en die Familie mit Fachwissen.

Ein „Gegenkonze­pt“sei das nicht, die Gangers wollen schlicht „Ideen einfließen“lassen. „Wir streiten nicht, wir versuchen, einen gemeinsame­n Weg zu finden“, sagt Daniel Ganger. Im September, wenn der finale Plan für die Bebauung des Hausfelds stehen soll, werden die Gangers wissen, ob das auch funktionie­rt hat.

Margareten. Der Bahnhof am Matzleinsd­orfer Platz bekommt einen neuen Vorplatz. Dieser markiert künftig den Eingang zu den ÖBBZügen, zur Straßenbah­n und auch zur neuen U2-Station. Mehr Platz für die Öffi-Benutzer, Pflanzen und Sitzgelege­nheiten sollen den Matzleinsd­orfer Platz attraktive­r machen. Die Bauarbeite­n für den neuen Vorplatz werden voraussich­tlich im Juli abgeschlos­sen sein. Die Sperren im Straßenver­kehr bleiben bis 30. Juni aufrecht.

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