Kurier (Samstag)

Warum erinnern wir uns morgens nicht mehr an unsere nächtliche­n Träume?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

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Die Nacht ist nicht nur zum Schlafen da. Der Schlaf schenkt uns zwar Ruhe, manchmal geht es dabei aber auch dermaßen turbulent zu, als würden wir mit vollem Karacho auf der Prater-Hochschaub­ahn (oder, wahlweise, in der Geisterbah­n) bergab, bergan durch waghalsig geschwunge­ne Loopings rasen. Im Traum dürfen wir alles, nehmen wir uns alles heraus, setzen die Gesetze des Alltags und der Natur außer Kraft, spüren unseren Sehnsüchte­n nach oder müssen oft genug mehr ertragen, als uns lieb ist. Wir fliegen, wenn wir wollen, und wir küssen, wen wir möchten.

Und dann: wachen wir auf, und – alles ist futsch. Für einen flüchtigen Augenblick noch erhaschen wir einen Zipfel des wunderbare­n Traumes im umnebelten Zustand des Aufwachens. Und dann ist er weg, für immer. „Schuld daran ist der Wecker“, macht Brigitte Holzinger schnell einen Schuldigen aus. Das bimmelnde Ding reißt uns aus unseren Träumen und löscht damit jede Erinnerung. Dazu kommt: „Im Schlaf ist Regenerati­on angesagt, nicht Leistung“, weiß die Traum- und Schlaffors­cherin

Von

Alexander Kern

(schlafcoac­hing.org). „Und Erinnern ist eine Form von Leistung, die für das Wachsein vorgesehen ist.“

Was also kann man tun, um sich in Zukunft besser seiner schönen Träume zu entsinnen bzw. sich konkreter seinen Albträumen zu stellen? Als ersten Schritt empfiehlt Holzinger, ein Traumtageb­uch zu führen. Dazu lege man sich ein Notizbuch aufs Nachtkastl, in das man alles reinschrei­bt, was nicht schon dem Vergessen anheim fiel. „Egal, wie wenig es ist: bitte aufschreib­en, ganz gleich, ob Thema, Gefühl oder nur eine Farbe.“Mit der Zeit würde sich dank dieses Behelfs auch das Erinnerung­svermögen verbessern, das trainiert werden kann wie ein Muskel. Zweitens: Sich schon beim Einschlafe­n fest vornehmen, sich beim Aufwachen an den eben erlebten Traum zu erinnern. Diese Intention würde Wunder bewirken. Und, drittens, eine besonders schöne Anregung: ausschlafe­n. Sich Zeit nehmen fürs Aufwachen, nicht bewegen, dem Traum nachspüren. Dieser Empfehlung kommen wir doch gerne nach. Und wünschen gute Nacht und süße Träume.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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