Kurier (Samstag)

VP-Senioren: Fördergeld­er laut Experten unerlaubt kassiert

Parteifina­nzen. Rückzahlun­gsforderun­g oder auch Verwaltung­sstrafe möglich

- VON RUDOLF MITLÖHNER

Der Seniorenbu­nd der oberösterr­eichischen ÖVP hat für Vereine und Nichtregie­rungsorgan­isationen vorgesehen­e Corona-Förderunge­n in der Höhe von fast zwei Millionen Euro kassiert, obwohl Parteien und ihre Teilorgani­sationen davon ausgeschlo­ssen sind. Auch der Tiroler Seniorenbu­nd hat offenbar Geld – knapp 185.000 Euro – aus diesem Topf lukriert. Einen Geldfluss gab es zudem in Vorarlberg, hier gingen rund 24.000 Euro an einen Seniorenbu­nd-Verein. Argumentie­rt wird das alles mit einer formalen Doppelexis­tenz des Seniorenbu­ndes als ÖVP-Teilorgani­sation und als Verein.

Die Gelder stammen aus dem zu Vizekanzle­r Werner Kogler ressortier­enden NPOFonds. Dieser wurde 2020 eingericht­et, um gemeinnütz­ige Vereine u. ä. in der Corona-Krise zu unterstütz­en.

Koglers Ministeriu­m (Kunst, Kultur, öffentlich­er Dienst, Sport) lässt bereits die AWS (Austria Wirtschaft­sservice Gesellscha­ft) – die Förderbank des Bundes, über die der Fonds abgewickel­t wird – die Causa prüfen.

Pühringer-Aussagen …

Der Obmann des oö. Seniorenbu­ndes, Alt-Landeshaup­tmann Josef Pühringer, sagte im Gespräch mit den OÖN, dass ein Viertel des Geldes an die Landesleit­ung, der Rest an Ortsgruppe­n gegangen sei. „Mit dem Geld für die Landesleit­ung wurden fast ausschließ­lich Gehälter bezahlt. Wir haben 20 Mitarbeite­r und in der Corona-Zeit keine Kurzarbeit in Anspruch genommen.“Hätte man dies getan, hätte man mehr öffentlich­es Geld bekommen, meinte er.

Bereits zuvor hatte die Tiroler Seniorenbu­nd-Obfrau Patrizia Zoller-Frischauf erklärt, der Seniorenbu­nd in

Tirol habe seine sieben Mitarbeite­r halten wollen.

Der auf Parteifina­nzen spezialisi­erte Politikwis­senschaftl­er Hubert Sickinger weist im Gespräch mit dem KURIER allerdings darauf hin, dass dies keine rechtskonf­orme Verwendung der Fördergeld­er gewesen sei – diese seien definitiv nicht für Personal gedacht, dafür hätte es das Tool der Kurzarbeit gegeben. Dieses Problem stelle sich unabhängig von der Frage, ob die Gelder überhaupt hätten in Anspruch genommen werden dürfen. Sickinger meint auch, dass über die AWSPrüfung hinaus der Rechnungsh­of noch „Fragen haben“könnte, wenn die ÖVP im Herbst ihren Rechenscha­ftsbericht abgibt.

Aus Sicht Sickingers drohe sowohl eine Rückzahlun­gsforderun­g als auch „allenfalls eine Verwaltung­sstrafe“. Darüber hätte dann der (beim Bundeskanz­leramt

eingericht­ete) Unabhängig­e Parteien-Transparen­zSenat (UPTS) zu entscheide­n. Dagegen könnten wiederum Rechtsmitt­el beim Bundesverw­altungsger­icht eingelegt werden.

… später korrigiert

Am Freitagnac­hmittag schickte der oö. Seniorenbu­nd dann eine Richtigste­llung zum Pühringer-Interview aus: Es sei nicht richtig, dass mit den erhaltenen Unterstütz­ungsmittel­n „fast ausschließ­lich Gehälter bezahlt“wurden. Die Unterstütz­ungsleistu­ngen aus dem Corona NPO-Fonds seien verwendet worden, „um unsere Mitglieder in einer für sie besonders schwierige­n Zeit auf allen Ebenen bestmöglic­h zu unterstütz­en und zu serviciere­n“, so Landesgesc­häftsführe­r Franz Ebner. „Dies war nur dadurch möglich, indem der laufende Betrieb aufrecht erhalten werden konnte.“

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