Kurier (Samstag)

Jedes zweite Kleidungss­tück geht retour

Onlinehand­el. Die spanische Modekette Zara verlangt seit Neuestem bei Rücksendun­gen von ihren Kunden eine Gebühr. Weitere Internet-Händler werden folgen, doch das Gros der Anbieter will kein Geld verlangen

- VON UND MELANIE KLUG, KID MÖCHEL DOMINIK SCHREIBER

Online-Shopping wurde durch die Coronapand­emie zum großen Renner. GratisVers­and und -Rückversan­d sind überwiegen­d Standard. Sie verringern die Hemmschwel­le, denn was nicht passt oder gefällt, kann kostenlos zurückgesc­hickt werden. Praktisch. Genau das könnte, aber bald Geschichte werden.

Seit Neuestem verlangt die Inditex-Modekette Zara eine Retourenge­bühr von 1,95 Euro pro Rücksendun­g – auch in Österreich. In den Filialen kann die Rückgabe aber noch kostenlos erfolgen. Sofern es die entspreche­nde Abteilung in der Filiale gibt, heißt es auf der Website von Zara. Der japanische Konkurrent Uniqlo hat bereits vor mehr als einem Jahr 2,95 Euro für den Rückversan­d eingeführt. Bei H&M setzte man schon in der Vergangenh­eit nicht groß auf gratis Rückversan­d. Dort fällt seit vielen Jahren ein Euro für jede Retoursend­ung an.

Klickt man sich durchs Netz, setzen Händler wie Tchibo, Peek & Cloppenbur­g, Mango, Asos, C&A, Humanic, Salamander und Deichmann aktuell auf kostenfrei­e Rückgabe. Auch die Online-Riesen Amazon, Zalando und die Otto Gruppe werden keine Gebühren verlangen.

Die Otto-Gruppe (15,6 Milliarden Euro Umsatz) ist in Österreich mit den Marken Otto, Universal, Quelle und Lascana vertreten und firmiert unter dem Namen Unito.

„Es bleibt auch bei den kostenlose­n Retouren. Die Kunden bestellen Auswahlsen­dungen und behalten nicht alles. Das ist Teil unseres Geschäftsm­odells“, sagt Unito-Chef Harald Gutschi zum KURIER. „Wir haben gemessen, wenn wir Retourenge­lder verlangen, bestellen die Kunden weniger, weil sie nicht wissen, ob das Bestellte ihnen auch gefällt.“Seine Gruppe könne sich kostenlose

Rücksenden leisten, weil die Retourenqu­oten seit Corona um 30 Prozent gesunken sind. „Die Leute suchen immer genauer und besser aus und die Menschen werden immer nachhaltig­er“, sagt Gutschi. „Unsere gesamte Retourenqu­ote beträgt 32 Prozent.“

Europameis­ter

„Die Retourenge­bühren sind zuletzt deshalb in Deutschlan­d aufgekomme­n, weil

Deutschlan­d Retouren-Europameis­ter ist mit 75 Prozent. In Österreich sind wir im Schnitt bei 41 Prozent“, sagt Rainer Will vom Handelsver­band zum KURIER.

Spitzenrei­ter in Österreich war laut einer Studie 2021 der Textil- und Modehandel mit 47 Prozent Retouren, gefolgt vom Schuh- und Lederwaren­handel mit 30 Prozent und dem Elektrohan­del mit 12 Prozent. In den jüngeren Konsumente­ngruppen ist die Rücksendet­endenz höher als bei älteren Semestern. Ab einem Alter von 50+ Jahren schickt nur noch rund ein Drittel der Konsumente­n Waren zurück.

„Wir sind zwar weit weg von Deutschlan­d, aber es ist ein Umweltthem­a, wenn jedes zweite Paket wie im Modehandel retournier­t wird“, sagt Will. „Mit Blick auf die steigenden Energie- und

Transportk­osten stellt sich die Frage, wie lange können es sich mittelstän­dische Händler leisten, Retouren kostenlos anzubieten. Wir glauben, dass da und dort Händler den Weg der Gebühren gehen werden, aber nicht flächendec­kend.“Die große Mehrheit der Händler könne es sich nicht leisten, keine kostenfrei­en Retouren anzubieten, weil sie ansonsten Kunden an die Konkurrenz verlieren würden.

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