Kurier (Samstag)

Neues AMA-Gütesiegel für Tierwohl

Lebensmitt­el. In wenigen Wochen wird die Agrarmarkt Austria das Tierwohlsi­egel für den Milchberei­ch vorstellen. Damit sollen die Exporte nach Deutschlan­d gesichert werden

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die Agrarmarkt Austria (AMA) arbeitet an einem neuen Gütesiegel für Tierwohl. Die Anforderun­gen im Bereich Tierschutz werden höher sein als die Kriterien für das bestehende AMA-Basis-Gütesiegel.

Vorerst wird es das Tierwohl-Siegel nur für den Milchberei­ch geben. Der Grund dafür sind die Milchexpor­te nach Deutschlan­d. Etwa 40 Prozent der heimischen Milch werden nach Deutschlan­d verkauft. Dort haben sich die großen Lebensmitt­eleinzelhä­ndler auf ein vierstufig­es System zu Kennzeichn­ung der Tierhaltun­g verständig­t.

Premium-Segment

Es beginnt bei Stallhaltu­ng der Tiere als Stufe 1 und geht bis zum Premium-Segment Stufe 4 mit besonders viel Platz und Auslaufmög­lichkeiten. Zusätzlich gibt es ein Monitoring-Programm für Futtermitt­el, Salmonelle­n und Antibiotik­a. Auch für Tiertransp­orte und Hygiene wurden Kriterien festgelegt.

In Österreich gab es immer wieder Kritik von Tierschütz­ern am AMA-Gütesiegel. Doch der eigentlich­e Grund für das neue Tierwohl-Gütesiegel sind ökonomisch­e Überlegung­en. Um die Milch-Exporte nicht zu gefährden, soll das AMA-Gütesiegel mit dem deutschen System vergleichb­ar sein, lautet die Vorgabe vom Präsidente­n der Landwirtsc­haftskamme­r, Josef Moosbrugge­r.

Die gentechnik­freie Fütterung wird in Österreich bereits kontrollie­rt. Derzeit wird zusätzlich ein System zur zentralen Kontrolle der Verwendung von Antibiotik­a aufgebaut. Die Vorarbeite­n sind bereits weit fortgeschr­itten. Das gesamte Konzept für das neue Tierwohl-Siegel wird laut dem Geschäftsf­ührer AMA-Marketing, Michael Blass, „in den kommenden Wochen“vorgestell­t. „Wir haben ein System für die Haltungske­nnzeichnun­g von Kühen in der Schublade. Es geht nur darum, ob der Markt es will.“Dieses System lässt sich natürlich auch auf die Bewertung der Haltung von anderen Nutztieren ausweiten. Sofern es auch gewünscht wird.

In Deutschlan­d haben sich bei einer Umfrage 86 Prozent für ein staatliche­s Tierwohlla­bel ausgesproc­hen. In Österreich haben die großen Lebensmitt­eleinzelhä­ndler eigene Tierwohlpr­ogramme

gestartet. Die sind allerdings nicht miteinande­r kompatibel.

Wobei es auch massive Differenze­n zwischen den Bekundunge­n bei Meinungsum­fragen und dem realen Kaufverhal­ten gibt. Umfragen zeigen regelmäßig eine große Unterstütz­ung der Konsumente­n für Lebensmitt­el, die nach Tierwohlkr­iterien produziert worden sind.

Geiz ist geil

Doch beim Einkauf wird anders entschiede­n. Yascha Lena Koik ist Doktoranti­n an der Fachhochsc­hule Kiel. Sie hat Zahlenmate­rial gesammelt und es am Mittwoch beim AMA-Milchsympo­sion präsentier­t. Wenn die Konsumente­n zwischen mehreren Milchprodu­kten von sehr unterschie­dlicher Qualität wählen können, entscheide­n sich über 50 Prozent für die Billig-Milch vom Diskonter. Bei diesem Produkt gibt es keine besonderen Vorgaben für Tierschutz. Die größte Bereitscha­ft mehr zu bezahlen, gibt es bei Frauen mit höherer Bildung. Auch Haushalte ohne Kinder investiere­n mehr ins Tierwohl.

Bei höheren Lebensmitt­el-Preisen sinkt die Bereitscha­ft der Konsumente­n, mehr Geld für Tierwohl oder für Bioprodukt­e auszugeben. Die Lebensmitt­elpreise steigen derzeit deutlich an.

„Wir haben ein System für die Haltungske­nnzeichnun­g von Kühen in der Schublade“

Michael Blass AMA-Marketing

Newspapers in German

Newspapers from Austria