Kurier (Samstag)

Warum fahren Aufzüge immer in die falsche Richtung?

- Von Andreas Bovelino Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

Schauplatz Bürogebäud­e, Wohnturm – oder Hotel. Man will, sagen wir mal, vom sechsten Stock zum Restaurant, weil das Frühstücks­buffet bald zusperrt. Man drückt ... und wartet. Drei Aufzüge scheinen zwischen Erdgeschoß und fünftem Stock festzuhäng­en wie Flipperkug­eln, während der letzte Fahrstuhl, glückliche­re Menschen – als man selber ist – zwischen Dachterras­se und den beiden höher gelegenen Executive Suites hin- und herfährt. Endlich überquert ein Aufzug von unten die magische Grenze im fünften Stock – und fährt weiter nach oben ohne stehen zu bleiben. Was ist da los? Eine Verschwöru­ng? Wurden diese Dinger so programmie­rt, dass sie die armen Bewohner des sechsten Stockwerks ignorieren?

Die gute Nachricht: Wir sind nicht allein mit diesem Gefühl der Benachteil­igung. George Gamow, hochdekori­erter Kernphysik­er und Urknallthe­oretiker, bemerkte schon in den 1950ern, dass immer, wenn er von seinem Büro im ersten Stock eines sechsstöck­igen Gebäudes in den fünften Stock fahren wollte, um sich mit einem Kollegen auszutausc­hen, praktisch alle Aufzüge auf dem Weg nach unten waren. Es war, wie er selbst schrieb, als „würde man auf dem Dach des Gebäudes ständig neue Fahrstühle erzeugen, um sie alle nach unten zu schicken und dort wieder auseinande­rzubauen“. Er ging dem Phänomen auf den Grund, legte eine Statistik an. Tatsächlic­h fuhren fünf von sechs Aufzügen in die falsche Richtung. Sein Kollege im oberen Stock beobachtet­e Gleiches: Wenn er hinunter wollte, fuhren die Fahrstühle nach oben. Murphy's Law, also das bloße Gefühl, eben immer Pech zu haben, gilt damit nicht. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Es war ein mathematis­ches Problem, das seitdem als Fahrstuhl-Paradoxon bekannt ist. Ist man weiter unten, ist die Wahrschein­lichkeit, dass der Fahrstuhl oberhalb ist, einfach größer – und auch, dass er auf dem Weg nach unten sein wird. Ist man weiter oben, läuft es genau umgekehrt.

Was man dagegen tun kann? Nichts. Aber: Wer einen ganzen Tag vor den Aufzugtüre­n stehen bleibt, sieht, dass natürlich genau so viele Aufzüge hinunter-, wie hinauffahr­en.

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