Die Grillsaison zeigt: Es ist Zeit für den bedingungslosen Ausstieg aus Gas
Kochen im Freien. Jeder Krise wohnt eine Chance inne. Und so blickt Ihr Kolumnist mit fast freudiger Genugtuung auf die steigenden Gaspreise. Er ist – Sie erinnern sich vielleicht – ein vehementer Verfechter des Holzkohlegrills, hatte als solcher in den vergangenen Jahren aber beinahe die Hoffnung verloren.
Sobald sich die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen zeigen, rücken die Freunde des Kolumnisten mit Gasgrillern bekannter Marken aus. Monströse Ungetüme sind das, mit mehreren Grill-, Gar- und SmokerBereichen, Deckeln mit integrierten Temperaturanzeigen und seitlich ausklappbaren Abstellflächen – am Leben erhalten nur von kiloschweren Flaschen voller Gas. Die Freunde tragen Schürzen, hantieren mit riesigen Zangen und verschieben das Grillgut gemäß Youtube-Anleitung alle zwei Minuten in eine andere Klimazone.
Sprechen wir offen: Grillen mit Gas ist nicht grillen. Es ist kochen im Freien. Der Geschmack eines gasgegrillten Steaks ist in keiner Weise anders (oder gar besser) als jener eines pfannengebratenen, auch das Grillgemüse könnte man ebenso gut im Rohr zubereiten. Große Geste, nichts dahinter.
Wer ordentlich grillen will, der benötigt nicht viel: Einen kleinen Holzkohlegrill mit maximal vier Beinen, etwas Kohle (für den Geschmack), ordentlich Grillanzünder (für den Spaß) und eine
Flasche Bier zum Trinken und zum – Achtung, schwer verboten! – Ablöschen allzu kräftiger Flammen, die das Fleisch küssen. Wenn Ihr Kolumnist bisher derart ins Schwärmen geriet, blickten die Freunde mitleidig auf ihn wie einst die ersten Menschen auf den letzten Neandertaler. Dieses Jahr verspürt er in seiner Forderung nach dem Gasausstieg erstmals Oberwasser.
Übrigens: Die Neandertaler sollen ausgestorben sein, weil ihr Fleischkonsum zu hoch war. Aber dieses Problems nehmen wir uns kommende Woche an ...