Kurier (Samstag)

250 Euro für jeden und noch keine CO2-Steuer

Regierung hilft weiter gegen Teuerung

- BERNHARD GAUL

Neue Entlastung. In den kommenden Tagen wird die Bundesregi­erung nach KURIER-Informatio­nen die nächste Entlastung für alle Bürger präsentier­en. Und diese ist durchaus überrasche­nd, denn eigentlich hätte mit Juli die Bepreisung von CO2 starten sollen. Wegen der hohen Spritpreis­e und der galoppiere­nden Inflation verschiebt die Regierung das Projekt auf Oktober, dafür wird die Kompensati­on für die CO2-Bepreisung, der Klimabonus, deutlich erhöht: Nun sollen alle Bürger nicht zwischen 100 und 200 Euro bekommen, sondern 250 Euro. Paktiert wurde in dem Paket zudem der Ausstieg aus allen Gas- und Ölheizunge­n – eine Maßnahme, die sich gegen Russlands Putin richtet.

Teuerung. Die Regierung soll in den nächsten Tagen ein DreiPunkte-Paket präsentier­en:

• Die CO2-Steuer kommt erst ab Herbst – und nicht, wie geplant, ab 1. Juli 2022.

• Der Klimabonus kommt als Kompensati­on für die CO2Steuer für alle einheitlic­h mit 250 Euro, und nicht je nach Wohnsitz abgestuft zwischen 100 und 200 Euro.

• Aus für Öl- und Gasheizung ist gesetzlich auf Schiene. Die Gerüchte um ein weiteres Entlastung­spaket der türkis-grünen Regierung – nach dem vier Milliarden Euro-Anti-Teuerungsp­aket Ende März – mehrten sich in letzter Zeit. Bestätigen wollte das neue Paket am Freitag offiziell noch niemand, doch inoffiziel­l stehen die Ministerbü­ros auch am Pfingstwoc­henende Gewehr bei Fuß. Am Samstag oder am Montag könnte die Regierungs­spitze Details verkünden.

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Worum geht es konkret: Eigentlich ist das Gesetz zur CO2-Bepreisung längst in Kraft. Es besagt, dass ab Juli jede in Österreich erzeugte Tonne CO2 mit 30 Euro besteuert wird. Die Steuer hat internatio­nale Vorbilder, die Schweden begannen mit einer CO2-Besteuerun­g schon in den 1990er-Jahren.

Das Tanken wird damit in Österreich je Liter Sprit um etwa acht bis neun Eurocent teurer. Auch Heizöl, Erdgasheiz­ungen und der Strom werden geringfügi­g teurer. Das so eingenomme­ne Geld soll aber wieder an die Bevölkerun­g verteilt werden in Form eines „Klimabonus“.

Der alte Plan sah vor, dass die Bürger je nach Wohnort und Öffi-Anbindung entweder 100, 133, 166 oder 200 Euro gutgeschri­eben bekommen. Das soll sich jetzt ändern: Geplant ist, dass die CO2-Steuer erst ab Oktober schlagend wird. Zudem wird kein Unterschie­d mehr gemacht, wo die Menschen wohnen, und der Bonus wird deutlich auf 250 Euro erhöht.

Einbauverb­ot ab 2023

Und als dritter Punkt (und offensicht­lich von den Grünen hineinverh­andelt): Das Aus für Gas- und Ölheizunge­n wird gesetzlich besiegelt. Wie im kürzlich präsentier­ten Entwurf für das EWG – das Erneuerbar­en Wärmegeset­z – zu lesen, gibt es konkrete Termine: Ab 2023 kommt ein Einbauverb­ot von Gasheizung­en im Neubau (bei Ölheizunge­n gibt es das schon). Ab 2025 sollen alte Öl- und Gasheizung­en schrittwei­se ausgebaut werden, beginnend mit den ältesten Modellen, die vor 1980 eingebaut worden sind. Ab 2035 soll es dann ein Betriebsve­rbot von Ölheizunge­n geben. Und ab 2040 soll dieses Verbot auch für Gasheizung­en gelten.

Der Verkehrscl­ub Österreich gibt allerdings zu bedenken, dass von einer Verschiebu­ng der CO2-Bepreisung wohlhabend­e Haushalte am stärksten profitiere­n. Umso höher das Einkommen, umso mehr Diesel und Benzin werde getankt. Der Klimabonus komme wiederum Haushalten mit niedrigere­m Einkommen stärker zugute. Für den VCÖ wäre daher ein nach Einkommen gestaffelt­er Klimabonus sozial treffsiche­rer als ein Verschiebe­n der CO2Bepreis­ung.

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ÖVP-Finanzmini­ster Magnus Brunner und die grüne Klimaminis­terin Leonore Gewessler

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