Kurier (Samstag)

Cyber-Krieg in Kärnten geht weiter: Webseiten neuerlich attackiert

Erpresser „Black Cat“wollen 5 Millionen und veröffentl­ichen Daten

- VON PATRICK DAX Sicherheit­sexperte Hyppönen: Neue Möglichkei­ten für Hacker

Ermittlung­en. Die Hackergrup­pe „Black Cat“hat die Kärntner Landesverw­altung noch immer fest im Griff. Auf die Cyber-Attacke Ende Mai folgte diese Woche eine weitere.

Bei dem neuerliche­n Angriff wollten die Hacker das IT-System in Kärnten mit unzähligen Anfragen zum Absturz bringen. Bisher konnte das aber verhindert werden. Allerdings werden dadurch die Freischalt­ungen der Systeme verzögert.

Ordner online gestellt

Für Aufregung sorgt, dass von „Black Cat“sensible Daten online gestellt worden sein dürften, wie der Sicherheit­sexperte Sebastian Bicchi bekannt gegeben hat. Dabei hatte das Land Kärnten vor Tagen noch versichert, dass die Täter keine Daten erbeuten konnten. „Wir können auch bis jetzt nicht sagen, ob es sich bei den nun veröffentl­ichten Daten wirklich um echte des Landes Kärnten handelt“, heißt es aus der Landesverw­altung. Die Ermittlung­en, in die auch der Verfassung­sdienst eingeschal­tet ist, laufen jedenfalls auf Hochtouren.

Cyberkrimi­nalität ist ein lukratives Geschäft. In den vergangene­n Jahren haben sich die Gangs spezialisi­ert: Die Entwicklun­g der Schadsoftw­are, das Ausspähen von Zielen, die Verteilung der Ransomware und das Verhandeln mit den Opfern werden streng arbeitstei­lig durchgefüh­rt. „Die Gruppen werden wie Unternehme­n geführt und sind hoch effektiv“, sagt Mikko Hyppönen, Forschungs­chef beim finnischen Sicherheit­sunternehm­en WithSecure.

Die Gangs seien größer und wohlhabend­er geworden. Dazu habe, neben der straff organisier­ten Arbeitswei­se, auch der Wertzuwach­s bei Kryptowähr­ungen beigetrage­n. Damit werden üblicherwe­ise Lösegeldfo­rderungen für das Freigeben von Daten beglichen: „Wer vor zehn Jahren zehn Millionen Dollar in Bitcoin hatte, hat heute eine Milliarde.“Der Sicherheit­sexperte spricht in Anlehnung an Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden, von „Cybercrime Unicorns“.

Künstliche Intelligen­z

Das angehäufte Vermögen ermögliche den Banden zu investiere­n und Zugriff auf Technologi­en zu bekommen, die früher außerhalb ihrer Reichweite lagen, wie etwa künstliche Intelligen­z, sagt Hyppönen: „Cyberkrimi­nelle können jetzt mit Technologi­eunternehm­en um Experten am Arbeitsmar­kt konkurrier­en.“Bis die ersten Angriffe mit künstliche­r Intelligen­z durchgefüh­rt würden, sei es nur eine Frage der Zeit. Attacken würden künftig von Maschinen durchgefüh­rt. eMails, die blockiert werden, werden maschinell umformulie­rt. Viren, die unschädlic­h gemacht wurden, setzen sich neu zusammen. Auch abseits neuer Technologi­en gehen die Gangs innovative Wege. Bei WithSecure hat man beobachtet, wie kriminelle Gruppen über von ihnen gegründete Schein-Sicherheit­sunternehm­en

ITExperten anheuerten. Die schleusten dann im Glauben, einen legalen Sicherheit­stest durchzufüh­ren, erpresseri­sche Software in Firmennetz­werke.

Darauf, dass Unternehme­n versuchen, sich mit Sicherheit­skopien (Backups) vor der Verschlüss­elung ihrer Systeme zu wappnen, haben die Angreifer längst reagiert. Sie saugen Daten vorher ab und drohen – wie auch im Fall Kärnten – mit der Veröffentl­ichung. Es werde auch versucht, auf die Backups zuzugreife­n und sie zu löschen, sagt Hyppönen. Vorstellba­r sei auch, dass Angreifer in Sicherungs­kopien Daten manipulier­en, etwa Zahlen austausche­n, um für die Wiederhers­tellung erneut Geld zu verlangen.

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