Was an der alten Garde gut war
Mit Hermann Schützenhöfer geht der Letzte einer alten Politiker-Garde, wobei das Eigenschaftswort hier nicht negativ gemeint ist. Er war der letzte Aktive einer Politikergeneration, die in den Achtzigerjahren politisch groß geworden ist und lange Zeit den nie enden zu scheinenden Aufstieg der Wirtschaft verwalten durfte. Es war eine Zeit, in der man Politiker respektiert hat, und Politiker gerne bei den Menschen zu sein schienen. Ja, es wurde auch gepackelt, es wurden Posten geschoben und Dinge gemacht, für die Staatsanwälte heute gleich einen Beschuldigtenstatus verteilen. Aber das war damals erlaubt oder zumindest üblich. Das Land hat trotzdem funktioniert. Denn es wurde gestaltet und geführt. Der Anspruch, etwas zu verbessern, war wichtiger als der politischen Konkurrenz eine reinzusemmeln.
Was man Schützenhöfer zugutehalten muss: Er hat sich mit der Zeit weiterentwickelt. 2010, als Rot und Schwarz das Land beinahe an die FPÖ verloren hatten, gründete er als Vize mit SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves die „Reformpartnerschaft“, die nicht nur ein Marketing-Gag war. Die beiden setzten die Neuordnung des Landes gegen erbitterten Widerstand aus einzelnen Regionen durch. Sie ordneten Gemeinden und Bezirke neu, lösten kaum frequentierte Bezirksgerichte und andere Ämter auf, weil sie es für notwendig und richtig erachteten. Das Richtige populär zu machen, war ihr Motto. Wir würden uns das bei der Pensionsreform, Pflege oder dem Zugang ausländischer Fachkräfte zum Arbeitsmarkt wünschen. Er bewies Hausverstand bei der Corona-Bekämpfung und Empathie bei der Amokfahrt durch die Grazer Fußgängerzone.
Aber natürlich war Hermann Schützenhöfer auch ein Parteiobmann alten Stils. Er bestand auf steirischen Ministerposten und bewies bei der Entsendung der bald zurückgetretenen Christine Aschbacher und beim bis dato glücklosen Bildungsminister Martin Polaschek kein gutes Händchen. Wenn ihm was in Wien nicht passte, polterte er Richtung Bundesregierung oder ÖVP, wobei er bei vielen Themen richtig lag. Dass der Bund 2015 zusah, wie Tausende Flüchtlinge in Spielfeld die Grenze stürmten und die Polizei überrannten, empörte ihn. Weil es erste Aufgabe eines Staates sei, seine Grenzen zu schützen. Er hatte recht.
So gesehen wäre Hermann Schützenhöfer für die ÖVP ein guter Kandidat, um gegen Alexander Van der Bellen bei der HofburgWahl anzutreten. Er würde diese wegen des Bonus des Amtsinhabers und der aktuellen Schwäche der ÖVP wohl nicht gewinnen. Aber die Volkspartei hätte Gelegenheit, ihre gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen in einem Wahlkampf zu präsentieren und würde das Feld nicht einem linken Kandidaten und der FPÖ alleine überlassen. Gegen einen Ex-Landeshauptmann könnte sich Van der Bellen auch nicht vor TV-Diskussionen drücken. Doch Schützenhöfer hat gesagt, dass sein Leben die Steiermark bleibe. Und sein Wort gehalten hat er immer.
Schützenhöfer wäre für die ÖVP ein guter Hof burg-Kandidat. Denn es ist falsch, das Feld einem linken Kandidaten und der FPÖ zu überlassen