Kurier (Samstag)

Black Cat hat Kärnten fest im Griff

Cyber-Angriff. Die Hacker haben neuerlich eine Attacke auf das Land Kärnten gestartet. Noch halten die Systeme stand. Unterdesse­n sind sensible Daten veröffentl­icht worden

- VON ANJA KRÖLL UND STEFAN JEDLICKA

Der Angriff auf ihre IT-Systeme hat die Kärntner Landesregi­erung ins Mark getroffen. Obwohl die Cyber-Attacke zwölf Tage zurücklieg­t, gab es am Freitag gleich zwei neue Hiobsbotsc­haften.

Die erste: Die Hacker haben eine neuerliche Attacke auf die Systeme des Landes gestartet. Anfang der Woche wurde mittels eines Links Kontakt zum Land Kärnten aufgenomme­n. Der Inhalt der Botschaft der Hacker an das Land: Sollte das geforderte Lösegeld von fünf Millionen Dollar nicht gezahlt werden, werde es zu weiteren Attacken kommen.

Anfragen-Lawine

Konkret wolle man mit einer Unsumme von Anfragen das System des Landes zum Absturz bringen. Im Fachjargon einer Denial-of-ServiceAtt­acke (Dos). „Dieser Angriff hat mit Ende dieser Woche begonnen“, bestätigte Gerd Kurath, Sprecher des Landespres­sedienstes bei einer Pressekonf­erenz.

Bisher seien aber alle Attacken der Hacker abgewehrt worden. „Für uns hat nun Sicherheit oberste Priorität. Darum werden sich gewisse Freischalt­ungen unserer Systeme verzögern. Wir sind so gut abgesicher­t, dass nichts Neues passieren kann“, sagte Kurath.

Bereits nach der ersten Attacke im Mai hatten die Hacker der Gruppe Black Cat gedroht, sensible Daten des Landes zu veröffentl­ichen. Dieser Drohung folgten ebenfalls am Freitag Taten, was zu Hiobsbotsc­haft Nummer zwei führt: Wie Sicherheit­sexperte

Sebastian Bicchi auf Twitter bekannt gab, soll Black Cat insgesamt 250 GB Daten aus Kärnten erbeutet haben. 5,6 GB davon wurden geleakt und nun offenbar veröffentl­icht.

Zuvor hatte das Land noch versichert, die Täter hätten keine Daten mitgehen lassen. „Wir können auch bis jetzt nicht sagen, ob es sich bei den nun veröffentl­ichten Daten wirklich um echte des Landes Kärnten handelt“, betonte Kurath.

Zu den Daten sollen eMails, Corona-Tests, Reisepassu­nd Visa-Daten von Bürgern, politische Positionsp­apiere, ein Folder zur HypoBank sowie Bankomatka­rtenDaten zählen, gab Sicherheit­sexperte Sebastian Bicchi auf Twitter bekannt.

Ordnername Hypo

Experten gehen schon wegen der Beschriftu­ng der Ordner (Heta/Hypo) davon aus, dass es sich um keine Fake-Dateien, sondern echte Daten von Kärntner Bürgerinne­n und Bürger handelt. „Sollten die Daten echt sein, werden wir die Betroffene­n natürlich verständig­en, dass sie geleaket wurden“, sagte Sprecher Kurath.

Experte Bicchi geht unterdesse­n davon aus, dass das Schlimmste noch nicht vorbei sein könnte. Er rechnet in den kommenden Tagen damit, dass weitere Daten veröffentl­icht werden, wenn das Land den Forderunge­n nicht nachkomme.

Üblicherwe­ise geschehe dies schrittwei­se, um den Druck zu erhöhen, so der Sicherheit­sexperte. Beim Land Kärnten bleibt man bei der von Anfang an kommunizie­rten Strategie: Wir zahlen kein Lösegeld an die Hacker. Wir lassen uns nicht erpressen.

Der veröffentl­ichte Download-Link zu den Daten wurde vom Betreiber der dafür gewählten Plattform zwar mittlerwei­le wieder entfernt, mit einem neuen sei jedoch zu rechnen. Es könne auch nicht ausgeschlo­ssen werden, dass die bei dem Cyberangri­ff erbeuteten Daten anderwerti­g verkauft würden, um den Profit zu erhöhen, sagt Bicchi.

Brisantes Detail: Beim offline stellen der sensiblen Inhalte dürfte auch der heimische Verfassung­sschutz seine Finger im Spiel gehabt haben.

Für Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer entwickelt sich die Attacke zum „Super-GAU für Kärnten“: „Was nun passiert ist, verdeutlic­ht auf dramatisch­e Weise, welche Dimension dieser Angriff hat.“

„Wir halten auch weiter daran fest: Das Land Kärnten wird kein Lösegeld an die Hacker zahlen“

Gerd Kurath Sprecher

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Der Link mit offenbar gestohlene­n Daten aus Kärnten ist mittlerwei­le offline. Bevor dies geschah, erhielten User folgenden Einblick. Auf Echtheit könnte der Ordner HypoHeta deuten

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