Kurier (Samstag)

„Ein Neuer an der Spitze, aber kein Neuling“

- Wie Christophe­r Drexler tickt ELISABETH HOLZER

Porträt. „Kronprinz ist eine Apfelsorte“, wehrte der scheidende ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhö­fer konsequent Fragen ab, wer denn sein präsumtive­r Nachfolger sei – und doch: Christophe­r Drexler, 51, gilt seit Langem als wahrschein­lichster Erbe.

„Er ist ein Neuer an der Spitze, aber sicher kein Neuling“, merkt Schützenhö­fer über Drexler an, und wahrlich: Bereits in den 1980er-Jahren wagte er sich als Schüler auf das politische Parkett – und sollte es nie mehr verlassen. Mehr als sein halbes Leben verbrachte Drexler in der Landespoli­tik.

Er ging den Weg der klassische­n Parteikarr­iere, völlig geradlinig, ohne Umwege oder Abzweigung­en: Landesobma­nn der Jungen ÖVP, Fraktionsc­hef des ÖAAB in der Arbeiterka­mmer Steiermark; 2000 wurde er Landtagsab­geordneter, 2003 Klubobmann, seit 2014 sitzt er mit wechselnde­n Agenden in der Landesregi­erung. Trotz dieser Laufbahn als Berufspoli­tiker hat er sich seine Eloquenz und Scharfzüng­igkeit bewahrt. Drexler, vierfacher Vater aus zwei Ehen, ist urban geprägt und gilt als liberal-intellektu­ell. Für parteiinte­rne Kritiker gar etwas zu intellektu­ell, um beim Wähler reüssieren zu können – der spitzzüngi­ge Jurist käme zuweilen arrogant rüber, wurde gerügt.

Durchaus progressiv

Allerdings schreckt er auch nicht vor unpopuläre­n Entscheidu­ngen zurück: Als Gesundheit­slandesrat zog Drexler jenes Projekt auf, das 2019 letztlich zu Neuwahlen im Bundesland führte – das „Leitspital Liezen“, ein Neubau, der das Aus für drei bestehende Krankenhäu­ser im Bezirk bedeutet. Auch innerhalb des ÖVP-Klientels war der Steirer zuweilen fast zu progressiv: Er war unter den ersten, die die – Jahre später erfolgte – Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre forderten und laut über die Ehe für gleichgesc­hlechtlich­e Partner nachdachte­n. Diese Taktik, auffallen und Debattenan­stöße geben, schaute sich der Jungpoliti­ker Drexler einst von Gerhard Hirschmann ab.

Turnusmäßi­g finden die nächsten Landtagswa­hlen 2024 statt, Schützenhö­fer macht dem Nachfolger zur Halbzeit Platz und Raum, sich populär zu machen. „Ein Landeshaup­tmann fällt nicht vom Himmel“, merkte Schützenhö­fer am Freitag an.

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