„Ein Neuer an der Spitze, aber kein Neuling“
Porträt. „Kronprinz ist eine Apfelsorte“, wehrte der scheidende ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhöfer konsequent Fragen ab, wer denn sein präsumtiver Nachfolger sei – und doch: Christopher Drexler, 51, gilt seit Langem als wahrscheinlichster Erbe.
„Er ist ein Neuer an der Spitze, aber sicher kein Neuling“, merkt Schützenhöfer über Drexler an, und wahrlich: Bereits in den 1980er-Jahren wagte er sich als Schüler auf das politische Parkett – und sollte es nie mehr verlassen. Mehr als sein halbes Leben verbrachte Drexler in der Landespolitik.
Er ging den Weg der klassischen Parteikarriere, völlig geradlinig, ohne Umwege oder Abzweigungen: Landesobmann der Jungen ÖVP, Fraktionschef des ÖAAB in der Arbeiterkammer Steiermark; 2000 wurde er Landtagsabgeordneter, 2003 Klubobmann, seit 2014 sitzt er mit wechselnden Agenden in der Landesregierung. Trotz dieser Laufbahn als Berufspolitiker hat er sich seine Eloquenz und Scharfzüngigkeit bewahrt. Drexler, vierfacher Vater aus zwei Ehen, ist urban geprägt und gilt als liberal-intellektuell. Für parteiinterne Kritiker gar etwas zu intellektuell, um beim Wähler reüssieren zu können – der spitzzüngige Jurist käme zuweilen arrogant rüber, wurde gerügt.
Durchaus progressiv
Allerdings schreckt er auch nicht vor unpopulären Entscheidungen zurück: Als Gesundheitslandesrat zog Drexler jenes Projekt auf, das 2019 letztlich zu Neuwahlen im Bundesland führte – das „Leitspital Liezen“, ein Neubau, der das Aus für drei bestehende Krankenhäuser im Bezirk bedeutet. Auch innerhalb des ÖVP-Klientels war der Steirer zuweilen fast zu progressiv: Er war unter den ersten, die die – Jahre später erfolgte – Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre forderten und laut über die Ehe für gleichgeschlechtliche Partner nachdachten. Diese Taktik, auffallen und Debattenanstöße geben, schaute sich der Jungpolitiker Drexler einst von Gerhard Hirschmann ab.
Turnusmäßig finden die nächsten Landtagswahlen 2024 statt, Schützenhöfer macht dem Nachfolger zur Halbzeit Platz und Raum, sich populär zu machen. „Ein Landeshauptmann fällt nicht vom Himmel“, merkte Schützenhöfer am Freitag an.