Kurier (Samstag)

Rechnungsh­of wirft Regierung Versagen vor

Chaos führte zu längeren Maßnahmen

- D.DAUER

Krisenmana­gement. Ein schlechtes Zeugnis stellt der Rechnungsh­of in seinem am Freitag veröffentl­ichten Bericht der Regierung für ihr Pandemiema­nagement im ersten Coronajahr aus: „Der

Bund hatte die im Pandemiefa­ll notwendige­n organisato­rischen Strukturen und personelle­n Grundvorau­ssetzungen nicht sichergest­ellt.“Die zentralen Kritikpunk­te:

! „Unkoordini­ert“

Das Hauptprobl­em: Die Verantwort­lichkeiten zwischen Bund und Ländern waren unklar. Dabei sollte der Gesundheit­sminister – damals Rudolf Anschober (Grüne) – als oberstes Organ das Pandemiema­nagement leiten und bundesweit koordinier­en. Die Länder seien „nur“für den Vollzug zuständig.

Stattdesse­n sei es auf Bundeseben­e zu unkoordini­ertem Handeln gekommen, was wiederum zu Doppelglei­sigkeiten geführt habe. So betrieben die Länder neben dem Epidemiolo­gischen Meldesyste­m (EMS) des Bundes eigene Infektions­erfassunge­n.

Dadurch seien Entscheidu­ngen häufig verzögert gefallen, was wiederum längere und auch härtere Maßnahmen

zur Kontaktbes­chränkung zur Folge hatte, urteilt der Rechnungsh­of.

Zahlen-Chaos

! Aber auch im Bund gab es doppelte Strukturen. So hat das Innenminis­terium zusätzlich eigene Zahlen erhoben, obwohl das in der Verantwort­ung des Gesundheit­sressorts liegt. Das Ergebnis waren voneinande­r abweichend­e Zahlen, „die die Glaubwürdi­gkeit sowie Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerun­g“unterminie­rten und ein evidenzbas­iertes Handeln erschwert haben.

! Nichts gelernt

Bis dato seien zu wenige Lehren aus den Fehlern gezogen worden. Das veraltete Epidemiege­setz sollte dringend modernisie­rt werden. Auch die Personalsi­tuation braucht Nachbesser­ung. Die Handlungsf­ähigkeit des Ministeriu­ms war gestutzt, weil Schlüsself­unktionen zu spät nachbesetz­t wurden. Nicht nachvollzi­ehen kann der Rechnungsh­of, warum „die Bundesregi­erung, die ihr zur Verfügung stehenden Instrument­e nicht nutzte, um mit entspreche­nder Flexibilit­ät bei der Planstelle­nbewirtsch­aftung zu reagieren“.

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Ex-Minister Rudolf Anschober

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