Kurier (Samstag)

Die Blumenflüs­terin

Pfingstros­en, Königskerz­en und Kornblumen strahlen um die Wette – es blüht und duftet in G▶rten und auf Wiesen. Die Farbenprac­ht des Sommers l▶sst sich in Form von Str▶ußen ins Haus holen. Am besten selbst gesteckt und nachhaltig. Wie das geht, erkl▶rt Ka

- VON NICOLE ZAMETTER (TEXT) UND JEFF MANGIONE (FOTOS)

» Ein bisschen fühlt man sich an eine Kinderbuch­figur erinnert, wenn Kathi Reckendorf­er aus ihrem Baumhaus tritt und uns in ihrem zauberhaft­en Garten empfängt. Wie eine Blumenfee oder eine gute Hexe, die alles über die blühenden Grazien rund um sie herum weiß. Sie gepflanzt hat und ihnen beim Wachsen zusieht. Sich an ihnen erfreut und sie mit großer Ehrfurcht zu wunderschö­nen Sträußen verarbeite­t. Hier, umgeben von Obstbäumen im kunterbunt­en „Bauerngart­en“muss man geradezu kreativ werden. Zwei lustige Hühner namens Kathi und Martin – von Töchterche­n Linda nach ihren Eltern benannt – runden die Dorf-Idylle ab. Für diese hat die gelernte Grafikdesi­gnerin ihren 40-Stunden Job in der Hauptstadt an den Nagel gehängt: „In der Karenz habe ich erkannt, dass ich wieder mehr Erdung brauche. Ich wollte wieder etwas mit meinen Händen machen. Jetzt stehe ich viele Stunden täglich auf meinen Blumenfeld­ern und bin abends müde, aber glücklich“, erzählt Katharina mit echter Freude in den Augen.

In Schönkirch­en im Weinvierte­l baut Reckendorf­er nun unter dem Namen Blumenbund Schnittblu­men an. Auf einem Gelände von 4.000 Quadratmet­ern werden je nach Jahreszeit Blumen, die in der Region gedeihen, angepflanz­t. Ohne Chemie und mit so viel Wasser, wie es gerade nötig ist. „Mir ist die Regionalit­ät und Saisonalit­ät wichtig. Im Winter entstehen die Ideen und ich kann es dann kaum abwarten, dass das Frühjahr kommt und ich alle meine neuen Ideen ausprobier­en kann“, meint Reckendorf­er. Auch durch das Aufwachsen am landwirtsc­haftlichen Hof ihrer Familie, die sie übrigens tatkräftig unterstütz­t, hat Kathi einen sehr natürliche­n Zugang zum Anbau: „Man muss das Rad nicht neu erfinden. Sondern sich auf das besinnen, was schon da war. Das, was unsere Omas und Uromas in ihren Gärten gemacht haben: Das ist nachhaltig.“Der Trend zurück zum Ursprung manifestie­rt sich in der „Slow Flower Bewegung“auch im deutschspr­achigen Raum. „Ähnlich wie beim Slowfood geht es auch hier um bewusste und nachhaltig­e Ansätze. Es gibt immer mehr Anhänger der Bewegung und mit ein paar Kolleginne­n arbeite ich regelmäßig zusammen. Wir bieten Workshops an und tauschen uns auch über unsere Pflanzen aus.“

Soulflower­s nennt die leidenscha­ftliche Gärtnerin ihre „Babys“. „Weil sie genau das für mich sind. Blumen, die mir aus der Seele sprechen. Einfach alles in meinem Blumenbund mache ich mit viel Herzblut. Von der Planung über dasSäen,dasPflegen,Auspflanze­n der kleinen Pflanzen und Hegen, damit sie zu großen, schönen, gesunden Blumen wachsen.“Bei Blumenbund kann man ein Blumen-Abo abschließe­n – so ist die Menge und Arbeit auch gut kalkulierb­ar – und zwischendu­rch lädt Katharina auch zum klassische­n Wiesenverk­auf. „Nachdem sich die Blumen ein paar Stunden im kühlen Weinkeller erholen konnten, verarbeite ich sie zu Sträußen, die einen Frisch-aus-dem-GartenLook haben. Jede Woche ändert sich die Zusammenst­ellung auf natürliche Weise quer durch die Saison.“Wie Ihnen zu Hause ein so prächtiges Arrangemen­t wie jenes der „Blumenflüs­terin“gelingt, verrät die Expertin in der Schrittfür-Schritt-Anleitung. «

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