Kurier (Samstag)

Liebesgefl­üster

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Am liebsten hätte ich ihn einfach stehen gelassen. Aber wer wird so unhöflich sein. Also auf in den Kampf.“

Als ich beim Café ankomme, steht er bereits vor der Tür. Er sieht nicht schlecht aus, aber im ersten Moment nennt er mich wieder Maus. Wir setzen uns an einen Tisch und fangen an, uns zu unterhalte­n. Über oberflächl­iche Themen, es ist wie Zähne ziehen. Zwischendu­rch versuche ich ihn wegen der Maus aufzuziehe­n, er steigt nicht ein. Nach 20 Minuten ist klar: Er ist zwar attraktiv aber vollkommen unsympathi­sch. Nach einer guten Stunde beschließe ich, dass das Minimum an Höflichkei­t eingehalte­n wurde und rufe zahlen!. Er denkt offensicht­lich Jackpot!, denn als wir das Lokal verlassen fragt er beinhart, ob wir zu mir oder ihm gehen sollen. Ich frage ihn also: Findest Du wirklich, dass hier irgendeine Art von Wellenläng­e ist? Er weiß nicht so recht, was er mit der Frage anfangen soll. Ich bringe ihm schonend bei, dass das nichts mehr wird. Er ist beleidigt und zieht ab – und ich bin froh, dass ich das Date schnell abgebroche­n habe. Es bleibt die Erkenntnis: Diese vielen Stunden meines Lebens (inkl. Chats und Anreise) bekomme ich nicht mehr zurück. Besser das nächste Mal schneller treffen, denn ob die Chemie stimmt, ist schriftlic­h nicht feststellb­ar.“ |

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