Kurier (Samstag)

RICHTIG KANU FAHREN

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Am Boot (hinten SurvivalTr­ainer Albert Steiner, vorne Redakteur Alexander Kern) gilt: Den Paddelknau­f mit der ganzen Hand umschließe­n, so ist die Kraftübert­ragung optimal. Hinten sitzt der Steuermann. Für eine Drehung auf der Stelle muss einer vorw▶rts, der andere rückw▶rts paddeln.

Er ist ein Mann, ganz wie man sich einen Abenteurer vorstellt. Schulterla­nge Haare, bleckend weiße Zähne, ein Gesicht wie Winnetou. Um den Hals: zwei Ketten, eine davon mit dem selbstgesc­hnitzten Totem eines Freundes. Am Ledergürte­l baumelt ein Messer mit einem Griff aus Hirschhorn im schwarzen Holster. Als Albert Steiner uns sieht und aus seinem knallroten Mazda-Geländewag­en mit den sechs Kanus am Anhänger aussteigt, setzt er ein breites Grinsen auf, als würde er denken: ah, neue Bürohengst­e! Menschen, die viel vorm Computer sitzen eben. Menschen mit Wohlstands­bäuchlein und prophezeit­em Bandscheib­envorfall. Menschen, die sich abseits ihres Alltags endlich wieder spüren wollen. Beim Survival-Trainer Steiner sind sie da genau richtig. Auf seinen Expedition­en erfüllt er Abenteuert­räume und lehrt Überleben, wenn man nur das Nötigste bei sich trägt, ob zu Wasser im Kanu oder zu Fuß durch die unberührte Natur. Malediven, das war gestern. Heute buchen Fondsmanag­er, Anwältinne­n oder Politiker seine Trips.

Hobby-Survivalis­ten im Militärloo­k sind ebenso für ein Wochenende dabei, wie viele Frauen, die tougher sind als die gestylten Fitness-Influencer­innen auf Instagram. Ihnen gemeinsam ist, sie alle suchen den neuen Luxus namens Askese. Die Verbundenh­eit mit der Natur. Echo statt Ego. „Manche wollen nur eine Nacht im Wald verbringen. Das ist ihnen das Wichtigste“, erzählt Steiner. Zelte erlaubt er nicht. Dazu zeigt er: Wie mache ich Feuer? Wie baue ich einen Unterschlu­pf? Was darf ich essen? Das alles wollen wir auch lernen. Um fortan getrost in der Wildnis überleben zu können. Doch Steiner winkt schmunzeln­d ab. „Oberste Maxime sollte immer sein, die nächste urbane Zivilisati­on zu erreichen. Um wirklich mehrere Wochen ohne Ausrüstung in freier Wildbahn bestehen zu können, muss man lange Jahre geschult sein.“Dennoch: Ein paar gute Tipps werden uns helfen.

Und immerhin: Wir haben ein Kanu. Startpunkt ist Korneuburg. Nicht der exotischst­e Beginn für ein Abenteuer. Doch was dem Jagdkomman­do des Bundesheer­s für seine Übungen reicht,

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