Der Wald macht vegetarisch
reicht uns schon lange. Vorne im Kanu sitze ich, hinten Steiner als Steuermann. Soll es nach links gehen, paddelt man rechts – und umgekehrt. Um sich auf der Stelle zu drehen, paddelt einer vorwärts, der andere rückwärts. Doch wohin soll es überhaupt gehen – nach Norden? Gen Süden? Und wo ist eigentlich was? Kennt doch ein gestandener Wiener wie ich im Stadtdickicht im Prinzip einzig zwei Stoßrichtungen – stadteinwärts, Richtung Ring, oder stadtauswärts.
Survival-Profi Steiner erklärt, wie man sich am Himmel orientiert: Nachts etwa hilft einem der Polarstern aus der Patsche – er weist stets nach Norden. Bei Bäumen wiederum zeigt die Seite mit Bewuchs oder Moos gen Norden. Am besten ist aber, die eigene Uhr zu Hilfe zu ziehen: Dazu einfach den Stundenzeiger Richtung Sonne ausrichten. Der Mittelpunkt zwischen dieser nach oben verlängerten Linie und der 12-Uhr-Position zeigt dann an: Hier lang geht’s nach Süden! Apropos 12 Uhr: So langsam knurrt uns der Magen. Im Alltag geht’s jetzt in die Kantine. Doch was kann ich in der Natur essen? Fangen wir einen Fisch, erlegen wir Kleingetier? |
„Einen Fisch mit einem Speer aufzuspießen, ist unrealistisch“, desillusioniert uns Steiner. Der Schatten, den wir werfen, verrät uns. Dazu kommt: Durch die Brechung des Lichts am Wasser sehen wir den Fisch versetzt. Trotzdem mein Jagdglück zu versuchen, könnte zwar lustig, aber auch langweilig sein – und erfolglos. Von Wildschweinen, so Steiner, sollte man sich lieber fernhalten,
Ein Mann und sein Messer: ein in der Wildnis so gut wie unersetzliches Utensil weil zu gefährlich. Und Fallen aufstellen? Möglich, aber auch hier stehen die Chancen schlecht: Bis ein Kaninchen oder Eichhörnchen sich in die Falle verirrt, vergeht Zeit, die wir nicht haben. Schnecken zuzubereiten wiederum ist eine eigene Kunst: Sie müssen im kochenden Wasser gegart, schädliche Innereien davor entfernt werden. Im Wald ist also eines vor allem eines angesagt: Vegetarier zu werden – und sich an Wurzeln und Pflanzen zu laben. Auch Himbeeren oder Brombeeren etwa sind genießbar. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten. „Besser nur Beeren essen, die in Hüfthöhe wachsen“, weiß Steiner. „Bodennahe Beeren bergen die Gefahr, dass sie mit Fuchsurin versetzt sind, was für uns Menschen lebensgefährlich ist.“Dafür können die hellen Triebe von Nadelbäumen bedenkenlos gegessen werden, blank geschälte LöwenzahnWurzeln oder Veilchen. Die als Unkraut verschrienen Brennnesseln wiederum liefern wichtige Vitamine und schmecken in einem Becher überm Feuer geröstet oder als Tee. „Satt macht das nicht. Aber wenigstens hilft es gegen Magenknurren.“
Doch wie machen wir jetzt ein Feuer, an dem wir Essen zubereiten oder