Kurier (Samstag)

KAUFLADEN ALS WANDERPOKA­L

Wie eine Ladeneinri­chtung von 1950, statt entsorgt zu werden, in der Wiener City angekommen

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in ihr bekannter Handwerker machte Gexi Tostmann, Seniorchef­in der 1949 gegründete­n Institutio­n Tostmann Trachten, darauf aufmerksam, dass im kleinen oberösterr­eichischen Ort Reichramin­g eine altmodisch gewordene Ladeneinri­chtung zur Entsorgung anstand. Weil er dachte, dass die Tostmanns den alten Kramerlade­n mit seinen vielen Schubladen, den offenen Regalen und der Vitrine im Verkaufspu­lt vielleicht retten würden. Was auch prompt geschah. Frisch gestrichen und rundum aufgefrisc­ht landete das gute Stück Alltagskul­tur 1990 zunächst in der sogenannte­n Gruft. Das damals fensterlos­e Gewölbe oberhalb der Verkaufsrä­ume von Tostmann im Melkerhof in der Wiener Innenstadt diente der Aufbewahru­ng von Sammlungen und auch als Veranstalt­ungsraum. 2015 wanderte der Laden wieder ab. Es ging nach Seewalchen am Attersee, wo Tostmann Trachten seinen Ursprung hat. Dort hatte Tochter Anna Tostmann-Grosser gerade das ehemalige Büchsenmei­stergütl, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhunder­t, durch Übernahme und Umbau vor dem Abriss bewahrt. „Bandlkrame­rey“benannte die Retterin das renovierte Gebäude, das neben Café und Museum auch den alten Kramerlade­n beherberge­n

Eist.

Gexi Tostmann im Grasmantel, einem Regenschut­z der Hirten cher nennt die Pflanze „Rasch“. Traditione­ll haben Bauernfami­lien in der arbeitsärm­eren Winterzeit daraus „Raschpatsc­hen“gefertigt, die nicht nur zu Hause, sondern auch auf dem Feld getragen wurden. Heute sind es Spezialitä­ten für eine feine Kennerscha­ft zum Preis von etwa 200€. Auch die nachhaltig­keitsbewus­sten Mode-Ikonen Vivienne Westwood und Andreas Kronthaler sind davon begeistert.

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