Kurier (Samstag)

Parteiraus­wurf? Schröder bleibt noch gelassen

SPD will ihren Altkanzler loswerden

- VON EVELYN PETERNEL

Er war schon immer die Geißel der Partei, hat seine Genossen gern mit Polemik und Unangepass­theit verprellt. Jetzt versucht die SPD, ihn endgültig loszuwerde­n: Kommende Woche wird die SPD Hannover entscheide­n, ob sie Gerhard Schröder wegen seiner Freundscha­ft zu Putin aus der Partei wirft. Der 78-Jährige wäre damit der erste Altkanzler, der politisch zwangsweis­e heimatlos wird.

Er selbst nimmt das noch gelassen, wie er in einem Interview mit dem Spiegel jetzt sagte. Er habe in seinem politische­n Leben ohnehin noch nie etwas anderes als SPD gewählt, und „das wird auch in Zukunft so sein, auch wenn der eine oder die andere aus der SPD-Führung es mir gegenwärti­g vielleicht etwas schwer macht.“Auf das Parteiordn­ungsverfah­ren in seiner niedersäch­sischen Heimatstad­t blicke er deshalb – trotz der Tatsache, dass es 16 Anträge für seinen Ausschluss aus der Partei gibt – ohne Angst. „Ich bin und bleibe Sozialdemo­krat“, sagt Schröder.

Für viele in der SPD ist er aber nicht mehr der gute Sozialdemo­krat, der er sein will. Sein Engagement bei Rosneft und Gazprom hat die Partei allerdings lange ignoriert oder banalisier­t, Generalsek­retär Kevin Kühnert meinte sogar, Schröder sei „kein PutinVerst­eher, sondern ein Rubelverst­eher“.

Dabei war er schon seit seinem schmachvol­len Abgang 2005, als er Angela Merkels Wahlsieg im Fernsehen nicht und nicht einräumen wollte, kein gern gesehener Gast mehr bei der SPD. Man wollte das „Problem Schröder“nur nicht zu groß werden lassen, da es auch andere aktive Politiker in Deutschlan­d betrifft – Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig etwa, die in puncto Nord-Stream 2 Erklärungs­bedarf hat.

Keine Tassen mehr

Ob der Ausschluss Schröder allerdings Erfolg hat, steht in den Sternen. Die Parteiführ­ung hat sich dem Begehr nämlich offiziell nicht angeschlos­sen, aus Angst vor zu viel Publicity; die Anträge kommen nur aus dem Wahlkreis. Inzwischen wird man Schröder anderweiti­g los: Im Willy-Brandt-Haus wurden alle Tassen mit seinem Konterfei aus dem SPDShop entfernt.

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Gerhard Schröder und Wladimir Putin beim Bruderkuss

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