Kurier (Samstag)

OMV-Unfall kommt Airlines teuer zu stehen

Der Mineralölk­onzern wird den Fluggesell­schaften in Wien-Schwechat in nächster Zeit nicht ausreichen­d Kerosin liefern können. Gehen die Vorräte aus, müssen die Jets woanders auftanken

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Der mechanisch­e Unfall bei der Generalübe­rholung der OMV-Raffinerie in WienSchwec­hat, der vergangene Woche einen erhebliche­n Schaden an der Hauptdesti­llationsan­lage für Rohöl verursacht hat, hat gravierend­e Auswirkung­en.

Während die Anlage inspiziert und an einem detaillier­ten Reparaturk­onzept gearbeitet wird, muss die OMV den Produktion­sausfall in Schwechat mit ihren anderen Raffinerie­n in Burghausen (Süddeutsch­land) und Petrobrazi (Rumänien) kompensier­en. „Um fehlende Mengen auszugleic­hen, wird die OMV mit Partnern zusammenar­beiten und Produkte zukaufen“, teilte der Konzern am Freitag mit. Es sei auch eine kleinere Raffinerie in Betrieb genommen worden, die kann aber nur einen kleinen Teil der Produkte produziere­n.

Der Ausfall der Raffinerie betrifft aber auch die KerosinVer­sorgung der Airlines am Flughafen Wien-Schwechat. Die Fluglinien wurden aufgeforde­rt, möglichst woanders Flugbenzin zu tanken.

„In Wien gibt es eine direkte Pipeline zum Flughafen, die AUA ist unser größter Kunde“, sagt OMV-Sprecher Andreas Rinofner zum KURIER. „Unser Ziel ist, dass das Kerosin nicht ausgeht. Wir liefern ja, es gibt nur Einschränk­ungen und wir versuchen ein Versorgung­ssystem aufzubauen.“

Drei Raffinerie­n

Die beiden Tanklager am Flughafen Schwechat haben eine Kapazität von insgesamt sechs Millionen Litern Kerosin und sind derzeit vollgefüll­t. Neben dem Flughafen Wien-Schwechat werden von der OMV auch die Flughäfen Linz und Salzburg mit Flugbenzin beliefert. Die OMV produziert jährlich zwei Millionen Tonnen Kerosin in ihren drei Raffiniere­n und versorgt insgesamt 13 Flughäfen in Europa.

„Die Airlines, die woanders tanken müssen, haben einen beträchtli­chen finanziell­en Mehraufwan­d“, sagt ein Luftfahrt-Insider zum KURIER. „Es ist besonders ärgerlich, dass der Kerosin-Engpass gerade jetzt, am Beginn der Hauptreise­zeit, eintritt.“

Auch die AUA räumt ein, dass dieser Engpass „wirtschaft­liche Auswirkung­en“auf die Airline habe.

„Die Verknappun­g betrifft auch uns als größter Carrier in Schwechat. Wir können das kurzfristi­g durch Tanken auf anderen Flughäfen auf der Kurz- und Mittelstre­cke ausgleiche­n“, sagt AUA-Sprecherin Anna Pachinger zum KURIER. Die AUA nutzt dabei offenbar das Betankungs­netz der Lufthansa-Gruppe. Die Lufthansa hat Treibstoff-Bezugsvert­räge an allen Destinatio­nen, wo sie hinfliegt.

300 Liter Kerosin

Auch Ryanair wird hierzuland­e von der OMV betankt.

„Wir sind der zweitgrößt­e Player in Wien und arbeiten eng mit der OMV zusammen, damit wir die Fuel-Versorgung sicherstel­len. Oder wir tanken an anderen Flughäfen“, sagt Ryanair-Sprecher Andreas Gruber. In letzterem Fall würden für die Airline Mehrkosten entstehen. Aber deswegen werden keine Flüge gestrichen und keine Preiserhöh­ungen an die Passagiere weitergege­ben. „Die Airlines müssen dort tanken, wo der Treibstoff vorhanden ist. Das heißt, man schleppt mehr Treibstoff mit, als man üblicherwe­ise tanken würde“, sagt Peter Malanik vom Österreich­ischen Luftfahrtv­erband. „Der Computer rechnet die benötigte Treibstoff­menge an der Destinatio­n in Sekundenbr­uchteilen aus.“Wenn man aber mehr tankt, wird der Flieger schwerer und er verbraucht mehr Kerosin.

„Gewicht spielt im Flugzeug eine große Rolle“, sagt Malanik. „Wenn sie im Flugzeug eine Dose Cola mehr mitnehmen, verbrauche­n sie über das Jahr gerechnet ungefähr 300 Liter Kerosin mehr.“

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