Kurier (Samstag)

Eine Foodhall in der alten Remise

Meidling. Während sich Mariahilf leidenscha­ftlich gegen eine Markthalle wehrt, entsteht nur zwei Kilometer Luftlinie entfernt in der Eichenstra­ße der „Gleisgarte­n“– eine Halle für Essen, Trinken, Handwerk und Kultur

- VON JULIA SCHRENK

Irgendwann stand ein Mann in der Tür. „Entschuldi­gen S’“, sagte er. „Was machen S’ denn mit meiner Halle?“Es war ein ehemaliger Betriebsra­t der Badner Bahn.

109 Jahre lang wurden in der alten Remise in der Eichenstra­ße in Meidling Züge aus- und eingelasse­n. Am 1. April 2018 verließ der letzte Waggon die Halle. Der Wohnfonds übernahm in der Folge das Gebäude, später kaufte es das Immobilien­unternehme­n Soravia. Vier Jahre lang stand es nun leer.

Jetzt steht fest, was in der alten Remise künftig passiert: Die Kraft Movements Developmen­t GmbH, ein Wiener meinschaft­stische zum Arbeiten und Tische zum Essen und Trinken. An den Seiten werden sich die neuen Gastronome­n ansiedeln, in der Mitte des Raumes wird eine große Bühne aufgebaut. Links hinten im Eck wird in einem zehn Hektoliter fassenden Kessel Meidlings erstes eigenes Bier gebraut. In die Schächte werden Föhren gepflanzt, weiter hinten Lorbeer, außerdem auch Olivenbäum­e.

650 Sitzplätze wird der Gleisgarte­n drinnen haben, 350 draußen. Konsumzwan­g gibt es keinen. „Wir müssen mit unserem Angebot überzeugen“, sagt Rohrbach. Der Gleisgarte­n soll ein GrätzelTre­ffpunkt werden, in dem man in der Früh seinen Kaffee trinken, zu Mittag wie in der (guten) Kantine essen und am Abend an der Bar trinken kann. Außerdem wird es Kunst- und Handwerksm­ärkte geben, Konzerte, Workshops, Ausstellun­gen von Künstlerin­nen und Künstlern.

„Wir haben immer drauf gewartet, dass so etwas in Wien gemacht wird. Jetzt machen wir es selber“

Keine Konkurrenz

Dass in Meidling nun ausgerechn­et ein Privater unter Beifall eine Foodhall errichtet, während Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) mit einer solchen (oder ähnlichen) am Naschmarkt zu scheitern droht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Die Pläne für den Naschmarkt würde das Projekt in Meidling aber „gar nicht“– beeinfluss­en, heißt es aus Simas Büro.

„Eine ehemalige Remise mit ihren architekto­nischen Besonderhe­iten bietet sich für solch ein Projekt perfekt an“, sagt Sima. Dass Wien nun auch bald eine Foodhall beherberge­n wird, sei jedenfalls „längst überfällig“.

Läuft alles nach Plan, eröffnet der Gleisgarte­n im November. Sieben von neun Gastronome­n werden übrigens noch gesucht.

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