Kurier (Samstag)

„Schönes Wohnen“: Eigennutz statt Gemeinnütz­igkeit?

Genossensc­haftsvorst­and soll in eigene Tasche gewirtscha­ftet haben

- VON MICHAELA HÖBERTH

Freunderlw­irtschaft, unzulässig­e Wohnungsve­rkäufe, Bereicheru­ng: Es sind schwere Vorwürfe, die gegen die gemeinnütz­ige Bau-, Wohnund Siedlungsg­enossensch­aft „Schönes Wohnen“erhoben werden. Wie die Presse berichtete, prüfte der Revisionsv­erband das Geschäftsj­ahr 2019 und stieß hinsichtli­ch der Arbeit des Vorstandes auf eine Menge Ungereimth­eiten.

So ist in dem Prüfberich­t, der dem KURIER vorliegt, die Rede von einer „Erhöhung der Bezüge des Vorstandes“, allerdings ohne den Aufsichtsr­at damit zu befassen. Ebenso wenig durfte dieser scheinbar mitreden, als der Ehemann der Obfrau einen Dienstvert­rag erhielt.

Zudem soll es zu mehreren strategisc­hen Wohnungsve­rkäufen gekommen sein. Die Obfrau und ihr Mann hätten Wohnungen der Genossensc­haft zu Schnäppche­npreisen erworben, und auch in der Mietwohnun­g der Obfrau

hätte es kosteninte­nsive Sanierunge­n gegeben. Außerdem sei es zu Wohnungsve­rkäufen ohne Zustimmung der Landesregi­erung gekommen. Fünf Wohnungen gingen an eine GmbH, mit der die Genossensc­haft zusammenge­arbeitet hatte. Diese seien danach mit sattem Gewinn weiterverk­auft worden.

„Schönes Wohnen“bestreitet die Vorwürfe. Jede Zusammenar­beit mit dem Revisionsp­rüfer wurde verweigert, der Rechtsweg beschritte­n. „Schönes Wohnen“forderte seine Enthebung, blitzte damit jedoch beim Obersten Gerichtsho­f ab.

Derweilen lässt der Fall auch in der Wiener Stadtpolit­ik

die Wogen hochgehen: FPÖ und Grüne fordern die Wiener Stadtregie­rung zum sofortigen Handeln auf, bevor ein noch größerer Schaden entstehe.

„Bevor Konsequenz­en gezogen werden können, braucht es Rechtssich­erheit. Das muss wasserdich­t sein“

Wiener SPÖ bremst

Diese hält aber nichts von den „geforderte­n Schnellsch­üssen“, wie es aus dem Büro von Wohnbausta­dträtin Kathrin Gaál (SPÖ) heißt. „Es ist ein guter Revisionsb­ericht, der zeigt, dass die Kontrollin­stanzen funktionie­ren. Nun gilt es aber abzuwarten“, sagt ihr Sprecher. Bevor Konsequenz­en gezogen werden, brauche es ein entspreche­ndes Verfahren und Rechtssich­erheit.

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