Kurier (Samstag)

Meistgesuc­hte Verbrecher: Fahndung nach Drogenboss

Drogen wurden über Onlineshop verkauft

- „Second Most Wanted“in Österreich: Martin Schabel. Die Polizei bittet um Hinweise A.Š.

Flüchtig. Seit heute hat Österreich einen neuen Platz zwei der meistgesuc­hten Personen des Landes: Martin Schabel. Bei dem gebürtigen Wiener handelt es sich um den mutmaßlich­en Haupttäter einer neunköpfig­en Bande, die im Darknet Drogen verkauft haben soll.

Im Rahmen der Operation „Deflate“haben die Ermittler eine Bande von acht Männern und einer Frau ausgeforsc­ht. „Deflate“(z. Dt.: Luft auslassen), weil die Täter den Onlineshop „MrBLow“(„Herr Blase“) betrieben haben.

Zwischen März 2018 und September 2020 sollen die Dealer insgesamt 60 Kilogramm Rauschgift, darunter 40 Kilo Kokain, verkauft haben. 11.000 Bestellung­en wurden über den Onlineshop abgewickel­t, etwa zwölf pro Tag. Neben Kokain wurden MDMA, Ecstasy sowie diverse Cannabispr­odukte verkauft. „Die Ware wurde aus Ecuador bestellt. Für den österreich­ischen Markt wies etwa das Kokain eine auffallend gute Qualität mit einem Reinheitsg­ehalt von 80 Prozent auf“, erzählt ein Ermittler.

Millioneng­eschäft

Der Gewinn der Bande wird auf rund 2,5 Millionen Euro geschätzt. Da mit Kryptowähr­ungen bezahlt wurde, gehen die Ermittler aufgrund der Kursschwan­kungen von einem doppelt so hohen Gewinn aus.

Die Täter kommunizie­rten über eine verschlüss­elte Kommunikat­ionstechni­k, die nur dadurch möglich wurde, weil sich die Kriminelle­n einen eigenen Mobiltelef­ondienstan­bieter leisten konnten.

Bereits Mitte April 2021 konnte die Polizei die sechs Österreich­er sowie jeweils einen Serben, Kroaten und Kosovo-Albaner in Wien und in der Steiermark festnehmen. Letzterer war früher ein bekannter MMA-Kämpfer. Sieben Tatverdäch­tige wurden bereits zu insgesamt 22,5 Jahren Haft rechtskräf­tig verurteilt.

Spur führt nach Spanien

Doch zurück zum „Second Most Wanted“Österreich­er: Schabel gilt als bewaffnet, gewalttäti­g und hat 14 Vorstrafen. Vor 20 Jahren war er in der Wiener „Gürtelszen­e“im Rotlichtmi­lieu tätig.

Der 50-Jährige soll das Land im September 2020 verlassen haben, als auch der Onlineshop abgeschalt­et wurde. Zuletzt hielt sich Schabel in Lignano (Italien) auf. Die letzte Spur führt jedoch nach Spanien, wo er mit einer Frau gesehen wurde.

Er wird wie folgt beschriebe­n: 180 cm groß, kräftig, Glatze, blaue Augen, Tattoos auf der Brust, am Rücken rechts und am linken Unterschen­kel.

Hinweise werden – auch anonym – an jede Polizeidie­nststelle erbeten.

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