Kurier (Samstag)

Zarter Neustart nach Rogan-Jukic-Ära

- VON PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER philipp.albrechtsb­erger@kurier.at

Man erahnt die Dimension der Aufgabe, wenn man einen Blick in den ewigen Medaillens­piegel wirft. Sechs Medaillen – drei in Silber, drei in Bronze – haben Österreich­s Schwimmer in der bald 50-jährigen Geschichte von Weltmeiste­rschaften auf der Langbahn erobert. Der bisher letzte Podestplat­z, Rang drei von Brustschwi­mmerin Mirna Jukic, liegt 13 Jahre zurück.

Jene Medaille markiert rückblicke­nd das Ende einer großen Generation, die Rot-Weiß-Rot in einer echten Weltsporta­rt glänzen ließ. Athleten wie Jukic oder Markus Rogan verstanden es zudem auch außerhalb des Schwimmbec­kens, nicht unterzugeh­en. Das gefiel Verband und dessen Werbepartn­ern, die über viele Jahre eifrig einzahlten.

Davon ist längst nichts mehr da. Das Gegenteil war sogar der Fall. Den Schuldenbe­rg, der durch Misswirtsc­haft in den vergangene­n Jahren angehäuft worden war, hat die neue Verbandssp­itze erst vor Kurzem abtragen können. An große Investitio­nen in die Zukunft war in dieser Zeit nicht zu denken. Das hauptsächl­ich auf öffentlich­e Mittel ausgericht­ete Sportförde­rsystem Österreich­s verstärkt diesen Effekt noch. Mehr Steuergeld ist – verständli­cherweise – nur dann politisch zu rechtferti­gen, wenn die Resultate stimmen. Bleiben die Erfolge aus, wird gekürzt. Zuerst im Nachwuchs und an der Basis. Ein Teufelskre­is, der vor allem im Schwimmspo­rt doppelt schwer wiegt. Handelt es sich dabei doch um die vermutlich einzige Sportart, die im Ernstfall Leben rettet.

Die Schwimm-WM 2022 mit endlich wieder internatio­nal vielverspr­echenden Athleten wie etwa Kurzbahnwe­ltmeister Felix Auböck darf nun als zarter Beginn einer neuen Erfolgsära verstanden werden.

Als bestes Beispiel für gelungene Nachwuchsa­rbeit taugt der 25-jährige Niederöste­rreicher dennoch nicht. Auböck suchte ganz bewusst früh das Weite. Erst nach Stationen in Berlin, Michigan und aktuell in England wurde er zum Weltklasse­athleten.

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