Über das Gute in der Welt, die Liebe und den Krieg Am 17. und 19.7. zeigen Jan Lauwers und die Needcompany „All the good“im Volkstheater
Warten hat ein Ende! Von 7.7. bis 7.8. verwandelt sich Wien wieder in eine riesige, vibrierende und bunte Tanzfläche! Der Grund: die 39. Ausgabe des ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival geht mit insgesamt 54 Produktionen in 20 Spielstätten über die Bühne. Darunter finden sich 15 Uraufführungen, 23 österreichische Erstaufführungen, drei ImPulsTanz Classics sowie zehn Stücke der [8:tension] Young Choreographers’ Series. Außerdem: ein opulentes Drumherum – mit Film- und Musikvideoprogrammen, Buchpräsentationen, Installationen, einer Ausstellung und der ImPulsTanz Festival Lounge im Burgtheater Vestibül.
Star-Aufgebot
Das Programm des ImPulsTanz 2022 zieren unter anderem Namen wie Stefan Kaegi, Anne Teresa De Keersmaeker, Mathilde Monnier, Florentina Holzinger, Akemi Takeya, Trajal Harrell, Dada Masilo, Wim Vandekeybus, Chris Haring, Ivo Dimchev, Israel Galván und Michael Turinsky – um nur ein paar der KünstlerInnen zu nennen, die das Publikum mithilfe ihrer jeweiligen Performances in den Bann ziehen wollen.
Den tänzerischen Auftakt im Volkstheater gibt die Ikone Anne Teresa De Keersmaeker. Sie wird am 12. Juli gemeinsam mit ihrer Compagnie Rosas zu den „Rosenkranzsonaten“von Heinrich Ignaz Franz Biber tanzen, live begleitet von der Violinistin Amandine Beyer und ihrem Ensemble Gli Incogniti. Ebendort sind am 31.7. die wilden Stunt-Sylphiden in Florentina Holzingers Erfolgsstück „TANZ“zu sehen, unter Anleitung der über 80-jährigen Ballerina Beatrice Cordua.
Jubiläum
Wim Vandekeybus und seine Compagnie Ultima Vez sind gleich doppelt vertreten: etwa am am 22. und 24.7. mit „Hands do not touch your precious Me“. Für dieses bildgewaltige Spektakel hat sich Wim Vandekeybus mit dem kongolesisch-französischen Künstler Olivier de Sagazan und der spanischen Komponistin Charo Calvo zusammengetan, um die 4.000 Jahre alte Hymne einer Priesterin an die zweigeschlechtliche sumerische Göttin Inanna neu zu erwecken, während lehmverschmierte Körper über die Bühne wirbeln. Der belgische Ausnahmekünstler bringt aber noch ein weiteDas res Erlebnis mit: „Scattered Memories“feiert am 27. und 29.7. seine Uraufführung. Das Projekt ehrt das 35-jährige Bestehen von Ultima Vez und zeigt dabei in großer Besetzung alles, was die Compagnie ausmacht.
Am 5. und 7.8. verzaubern dann Trajal Harrell und das Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble das Volkstheater mit einer berückenden Performance: In „The Köln Concert“, dem Keith Jarretts gleichnamiges Musikstück zu Grunde liegt, ist Joni Mitchells Stimme zu hören, während sieben elegante TänzerInnen versuchen sich nah zu sein in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht von Distanz bestimmt ist.
Krieg, Liebe, Freiheit
Ein besonderes Highlight stellt auch „All the good“von Jan Lauwers und der Needcompany dar, das am 17. und 19.7. jeweils um 21:00 Uhr im Volkstheater zu sehen ist. „Künstler müssen alles tun, um sicherzustellen, dass ihre ,Poetik’ eine kraftvolle Antwort auf die alles verschlingende politische Erstickung liefert, in der wir uns gerade befinden“, schreibt Jan Lauwers über das Stück, das sowohl eine Liebesgeschichte als auch eine Reflexion über den Krieg ist – denn wer Lauwers kennt, kennt auch sein Faible für thematische Verflechtungen. Dementsprechend erzählt auch „All the good“mehr als nur eine Geschichte. Unter anderem geht es darin um Elik, einen ehemaligen israelischen Elitesoldaten, der nach einem Unfall zum Tanz kommt, sowie um die junge Romy, die fest an das Gute in der Welt glaubt. Ebenfalls Teil der Erzählung ist Lauwers selbst, gemeinsam mit Grace Ellen Barkey und ihren Kindern sowie eine alte Bäckerei – deren Heim und Arbeitsstätte. Es folgt die provokante Erkundung der Komplexität einer Welt, in der Europa seine Werte opfert, die Gesellschaften sich spalten und vielfach Hass die Kommunikation vergiftet. All das Gute, das es gibt, wird begleitet von 800 Glasballons, die ein Handwerker aus dem Westjordanland geschaffen hat, einem mittelalterlichen Gemälde des niederländischen Meisters Rogier van der Weyden sowie der Frage, was Freiheit in der Kunst heute bedeutet.
Schatten und Poesie
Grace Tjang (Grace Ellen Barkey) und die Needcompany bringen aber noch mehr mit: Für das neue Werk, das am 20. und 22.7. im mumok zu sehen ist, hat die im indonesischen Surabaya geborene Grace Ellen Barkey ihren Namen dekolonisiert und nennt sich nun nach ihrer Großmutter Grace Tjang. In „MALAM / NIGHT“spielt sie Dhalang, die Spielerin, im uralten Wayang-Schattenspiel aus Java. Inspiriert von den nächtlichen Beobachtungen der Pflanzen in ihrem Garten, verzaubert sie als tanzende Schattendiva im Paillettenkleid das Publikum mit ihrer Poesie und wird dabei von Wasserplätschern und umhergeisternden Mustern und Bildern begleitet.