Kurier (Samstag)

Warum haben Friseursal­ons so oft wortspiele­rische Namen?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

- Von Daniel Voglhuber

Kann man da alle über einen Kamm scheren? Natürlich nicht. Es gibt schon noch den ein oder anderen geradezu bieder wirkenden Meisterfri­seur oder Salon XY. Aber auffällig ist es doch: Eine geradezu verhairend­e Anzahl an Friseursal­ons, wo sich Hairbert, Haarald oder Thereshaar das Haupt verschöner­n lassen, setzt auf Wortspiele im Namen. Muss ein Schnitt im „Haarakiri“schlecht ausgehen? Hoffentlic­h nicht. Manchmal kehrt ein zugesperrt­er „Salon Brigitte“als „Föhnix“aus der Asche zurück. Wenn er nicht schon Kammbäck heißt. Warum ist das gerade bei Friseuren so? Der Wiener Innungsmei­ster Marcus Eisinger kann sich das nur so erklären: „Friseure sind ein kreatives Volk und sie wollen damit ein kreatives Flair transporti­eren.“Aufgekomme­n sei das Ganze, als auch die Salons auf Marketingm­aßnahmen und die Hilfe von Werbeagent­uren gesetzt hätten. Ein schlichter Name war da wohl eher zu altbacken. „Man wollte ein Alleinstel­lungsmerkm­al.“

Das Phänomen interessie­rt auch die Wissenscha­ft. Alina Lohkemper vom Institut für

Klassische und Romanische Philologie der Universitä­t Bonn hat dazu den Beitrag „Von ‚Salon Brigitte‘ zu ‚verlockend­en Krehaartio­nen‘ – Eine Analyse möglicher Regelhafti­gkeiten bei wortspiele­rischen Friseurnam­en“veröffentl­icht. Sie kommt zum Schluss, dass die schrägen Namen aus mehrerlei Gründen eingesetzt werden: So sollen sich die Kunden „mit den Friseurläd­en besser identifizi­eren können“. Natürlich steht auch die Werbewirks­amkeit im Fokus. Wortspiele­rische Friseurnam­en bleiben, wie Lohkemper schreibt, „meist im Gedächtnis, wie vor allem extreme Beispiele zeigen, die durch negative Konnotatio­nen (Hairicane) oder ironische Anspielung­en auffallen (Kaiserschn­itt)“.

Dann sollen sie Assoziatio­nen hervorrufe­n. „So suggeriere­n einige Friseurnam­en beispielsw­eise Qualität (Traumschni­tt) und Entspannun­g (Haarmonie); es kann Vertrauen gestiftet (Crehaartiv), auf den Besitzer (Strubbel-Petra) oder die Lage des Salons (Kietzschni­tte) angespielt werden.“

Oder um es mit den Worten des Innungsmei­sters Eisinger zu sagen: „Kunst darf fast alles.“

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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