Jedes Jahr zehn neue Medikamente
Mit der Analyse von Tumor-Merkmalen können jene Patienten ausgewählt werden, die von einer speziellen Therapie profitieren
Komplex. „Jedes Jahr kommen in der Onkologie rund zehn neue Medikamente dazu“, sagt Onkologe Wolfgang Hilbe. Gleichzeitig steigt aber auch die Zahl der zugelassenen Anwendungsbereiche (Indikationen) der Krebsmedikamente: „Bis zu 40 Indikationen kommen jährlich hinzu – die Onkologie wird immer komplexer.“
Dadurch profitieren aber auch Patientinnen und Patienten: Durch immer genauere Analysen der genetischen Eigenschaften eines Tumors könne man immer besser Untergruppen mit einer Krebsart identifizieren, die von einer bestimmten
Behandlung profitieren, sagt der Gynäkologe Christoph Grimm. So können etwa bei Eierstockkrebs jene Patientinnen identifiziert werden, die auf spezielle Medikamente besonders gut ansprechen. Es sind vor allem diese Bereiche, die die Entwicklung vorantreiben: ! Immuntherapie
Tumorzellen nutzen vielfältige Mechanismen, um dem Angriff des Immunsystems zu entkommen, sich vor ihm zu tarnen und es zu bremsen. Spezielle Antikörper können solche Mechanismen der Krebszellen blockieren und sie für das Immunsystem wieder sichtbar machen. „Die Immuntherapie ist in den vergangenen Jahren in unserem Alltag angekommen“, so Hilbe.
! Impfstoffe, Zelltherapie „Durch Corona ist in die Technologie der mRNAImpfstoffe viel Geld und viel Wissen hineingeflossen“, erläutert der Onkologe. Studien dazu gibt es von Biontech, Moderna und Curevac u. a. auch gegen Haut-, Darm- oder Lungenkrebs. Damit kehrt diese Technologie zu ihren Wurzeln zurück: Vor Corona wurde schon an solchen Krebsimpfstoffen geforscht. Bei Zelltherapien (etwa der Car-T-Zelltherapie) werden eigene Abwehrzellen außerhalb des Körpers so modifiziert, dass sie die Krebszellen besser erkennen und bekämpfen.
! Zielgerichtete Wirkstoffe Das sind Substanzen, die ganz spezielle Merkmale eines Tumors erkennen. Sie blockieren ganz gezielt Signalwege in den Krebszellen, die für ihr Wachstum wichtig sind.
„Die Überlebenszeit hat sich bereits bei vielen Krebsarten deutlich verlängert“, sagt Hilbe.
Viele neue Therapien, die zunächst in einer späten Krankheitsphase untersucht wurden, rutschen jetzt in frühere Phasen, sagt der Lungenkrebsspezialist Maximilian Hochmair. Das bedeutet: Patienten können früher von mittlerweile bewährten Verfahren profitieren. „Es ist spannend und beeindruckend, was sich in der Krebstherapie tut.“