Kurier (Samstag)

Russischer Erfolg im Osten: Ukraine zieht Truppen aus Sewerodone­zk ab

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Lageberich­t. Nur einen Tag, nachdem der Ukraine beim EU-Gipfel in Brüssel offiziell der Status eines Beitrittsk­andidaten zugestande­n worden war, musste sich das Land eine herbe Niederlage im Kampf gegen die russische Armee eingestehe­n.

Am 24. Juni ist Russlands Überfall auf die Ukraine genau vier Monate her – und ausgerechn­et an diesem Tag muss sich die ukrainisch­e Armee im Osten des Landes in der Großstadt Sewerodone­zk geschlagen geben. „Es ist jetzt eine Situation, in der es keinen Sinn macht, in zerschlage­nen Stellungen auszuharre­n“, sagt Serhij Hajdaj, der Gouverneur des ostukraini­schen Gebiets Luhansk. Die Verteidige­r hätten das Kommando zum Rückzug erhalten.

Die schwer umkämpfte und völlig zerstörte Industries­tadt war bis zuletzt eine der letzten im Gebiet Luhansk, die noch nicht von russischen Soldaten und prorussisc­hen Separatist­en erobert worden war. Fast alle Häuser dort, etwa 90 Prozent, sind zerstört. Von einst rund 100.000 Einwohnern sollen nur noch 7.000 bis 8.000 geblieben sein. Die Stadt machte auch deshalb immer wieder Schlagzeil­en, weil offenbar weiter Hunderte Zivilisten in der zum Luftschutz­bunker umfunktion­ierten Chemiefabr­ik Azot ausharrten. Was aus ihnen wird, ist unklar.

Als letzte Bastion der Ukraine im Gebiet Luhansk verbleibt damit die Stadt Lyssytscha­nsk. Doch auch dort sind russische Truppen bereits an den Stadtrand vorgedrung­en. Sollte Luhansk komplett fallen, hätte der Kreml eines seiner wichtigste­n Kriegsziel­e erreicht.

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Im Azot-Chemiewerk sollen noch Zivilisten ausharren

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