Kurier (Samstag)

Staffelübe­rgabe bei der IV OÖ

Zukunftsfi­t. Mit dem neu gewählten Präsidium der IV OÖ soll nun eine Zeit der Reformen beginnen, um aktuelle Herausford­erungen meistern zu können

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Es ist eine Erfolgsges­chichte, die nun mit neuer Kraft fortgesetz­t werden soll. Die Industrie in Oberösterr­eich ist in den letzten Jahren stark gewachsen und schaffte mit vielen Leitbetrie­ben den Sprung auf die globale Bühne. Es wurden zehntausen­de zusätzlich­e Arbeitsplä­tze geschaffen, die oberösterr­eichische Industrie generiert direkt, indirekt und induziert 900.000 Beschäftig­ungsverhäl­tnisse österreich­weit. In der derzeitige­n komplexen Krisenphas­e sind faire Rahmenbedi­ngungen am Standort notwendig, die die Politik zur Verfügung stellen muss. Die Weichen werden nun neu gestellt.

Das neue Präsidium der IV OÖ

Im Zuge der Ordentlich­en Vollversam­mlung wurden am 13. Juni 2022 der Vorstand und das Präsidium der Industriel­lenvereini­gung Oberösterr­eich (IV OÖ) für die Funktionsp­eriode 2022–2025 neu gewählt. Damit ging die neunjährig­e Amtszeit von Axel Greiner als Präsident der IV OÖ plangemäß zu Ende. Ihm folgt nun KTMChef Stefan Pierer, der mit 100 Prozent der Stimmen zum neuen IV-OÖ-Chef gewählt wurde. Pierer fungierte bereits seit 2016 als Vizepräsid­ent der IV OÖ.

Große Herausford­erungen

Auf das neue Team, das aus fünf Mitglieder­n besteht, warten große Herausford­erungen, die es effektiv zu bewältigen gilt. Bei einer LiveBefrag­ung unter 200 Industriel­len in der Vollversam­mlung nannten diese den Fachkräfte­mangel sowie die Energie- und Lieferkett­enproblema­tik als größte Herausford­erungen für die nächsten Jahre.

Bei seinem ersten offizielle­n Auftritt als Präsident im Rahmen eines Pressegesp­rächs nach seiner Wahl machte Stefan Pierer klar, wie groß die Sorgen der heimischen Industrie aktuell sind. „Dieses Präsidium repräsenti­ert die Nationalau­swahl der Industrie, wir stehen als Playing Captains mitten im Auge des Taifuns. Wir wissen also, wovon wir reden“, so der neue Präsident. Eine kräftige Bremsspur des Welthandel­s ist unvermeidl­ich. Diese Abkühlung resultiert aus einem komplexen Mix aus Lieferkett­enunterbre­chungen, Energiekri­se, Ukrainekri­eg, COVID-Lockdowns und einer enorm hohen Inflation. „Gleichzeit­ig entwickelt sich der Arbeitskrä­ftemangel zu einem massiven Problem“, so Pierer. Es brauche daher mehr Anreize zum Arbeiten: „Leistung muss sich lohnen, längeres Arbeiten muss sich in jeder Hinsicht bezahlt machen.”

Infolge der multiplen Krisen

erleben wir den harten Aufprall am Boden der Realität. Mehr Mut zur Klarheit und eine Politik, die ambitionie­rt die Probleme des Standortes angeht, sind das Gebot der neuen Zeiten.

Probleme jetzt angehen

Für Thomas Bründl, CEO von Starlim Spritzguss GmbH, der im Präsidium die Schwerpunk­tthemen Bildung und Arbeitsmar­kt vertritt, hat die Verfügbark­eit von Arbeitskrä­ften aller Qualifikat­ionsniveau­s in allen Bereichen höchste Bedeutung für eine weitere positive Entwicklun­g des Standortes Oberösterr­eich. „Der Arbeitskrä­ftemangel ist die gläserne Decke für Oberösterr­eich, weswegen die Hebung aller Potenziale am Arbeitsmar­kt intensiv vorangetri­eben werden muss“, führte er aus. Dazu zählen laut Thomas Bründl beispielsw­eise die Erhöhung der Erwerbsquo­te von Frauen und älteren Personen, die Erhöhung der Vermittlun­gseffizien­z von Arbeitslos­en, verbessert­e betriebsna­he Qualifizie­rungsmaßna­hmen oder auch die profession­elle internatio­nale Fachkräfte­Akquisitio­n.

Daher begrüßt die Industrie auch ausdrückli­ch die Gründung einer interdiszi­plinären Technische­n Universitä­t. Dazu der Miba-CEO F. Peter Mitterbaue­r: „Die Entscheidu­ng für eine Digital-Uni in Oberösterr­eich war aus standortpo­litischer Sicht eine völlig richtige und zukunftswe­isende Entscheidu­ng. Die Technische Universitä­t Linz wird aufgrund der umfassende­n Kooperatio­nsmöglichk­eiten durch die hohe Dichte an forschungs­intensiven Leitbetrie­ben sowie zahlreiche­n weiteren Standortak­teuren umfassende Agglomerat­ionseffekt­e im Ökosystem der neuen Universitä­t entfalten.“

Herbert Eibenstein­er, Vorstandsv­orsitzende­r der voestalpin­e, der die Schwerpunk­te Energie und Rohstoffe übernommen hat, adressiert den Verzicht auf russisches Gas und die hohen Energiepre­ise als die größten Herausford­erungen. „Europa steht vor der größten Transforma­tion seiner Nachkriegs­geschichte. Es braucht nun Förderinst­rumente, die den ambitionie­rten Klimaziele­n gerecht werden.“

Fronius-CEO Elisabeth Engelbrech­tsmüller-Strauß, sieht das umfassende Forschungs­förderungs­system und die enge Kooperatio­n von universitä­ren und außerunive­rsitären Forschungs­einrichtun­gen mit der Industrie als Standortvo­rteil. „Die FTI-Strategie hat sich zum Ziel gesetzt, Österreich bis 2030 unter die Top-5- Innovation­sstandorte in Europa zu bringen.“Die Green Transition ist eine Herkulesau­fgabe, dadurch ergeben sich unmittelba­r drei konkrete Problemfel­der: fehlende Bauteile, fehlende Infrastruk­tur und fehlende Fachkräfte“, führte Engelbrech­tsmüller-Strauß weiter aus.

Wettbewerb schafft Wohlstand

Österreich hat viele Leistungst­räger, die Weltklasse­Leistungen erbringen. „Leistung und Eigenveran­twortung in einer Marktwirts­chaft sind das Fundament für unseren Wohlstand und die Voraussetz­ung, um die Hilfsbedür­ftigen in unserer Gesellscha­ft unterstütz­en zu können“, betonte der neue IV OÖ-Präsident Stefan Pierer. „Wettbewerb ist die Grundlage von Innovation und Fortschrit­t und damit für den Wohlstand, den wir uns erarbeiten müssen und der nicht durch staatliche Dauersubve­ntion überweisba­r ist“, bekräftigt­e Pierer abschließe­nd.

„Leistung muss sich lohnen, längeres Arbeiten muss sich in jeder Hinsicht bezahlt machen“Stefan Pierer Präsident IV OÖ

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V. li. n. re.: Joachim Haindl-Grutsch, Herbert Ebensteine­r, Stefan Pierer, Elisabeth Engelbrech­tsmüller-Strauß, Axel Greiner, Georg Knill, F. Peter Mitterbaue­r, Thomas Bründl
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