Kurier (Samstag)

Kinderschu­tz in Gefahr: Wiederkehr war informiert

Personalno­t schon im März angezeigt

- PAN

Betreuung. Die von der Wiener Kinder- und Jugendanwa­ltschaft (KJA) in ihrem jüngsten Jahresberi­cht aufgezeigt­e prekäre Personalsi­tuation in den Wiener Krisenzent­ren war bereits im März Thema einer Überlastun­gsanzeige des Dienststel­lenausschu­sses der Jugendämte­r an das Büro von Jugendstad­trat und Vizebürger­meister Christoph Wiederkehr (Neos).

Aufgrund des Personalno­tstandes könnten Mitarbeite­r „ihrem gesetzlich­en Auftrag des Kinderschu­tzes nicht in erforderli­chem Ausmaß nachgehen“, heißt es darin. Es sei versucht worden, die Lücken durch Personal aus anderen Abteilunge­n zu schließen, doch dieses „kurzfristi­ge nicht planbare Einspringe­n in einen anderen Arbeitsber­eich, ohne Zeitperspe­ktive führt zu deutlichen Belastunge­n der betroffene­n Mitarbeite­r*innen“, so die Kritik.

Obwohl Krisenzent­ren ein Schutzraum für Kinder und Jugendlich­e seien, die akut aus gefährdend­en Familiensi­tuationen herausgeno­mmen werden müssen, müsse derzeit „in der Gefährdung­seinschätz­ung auch die Situation in den Krisenzent­ren mitbedacht werden“, hieß es in der Anzeige.

Dies könne dazu führen, „dass Kinder und Jugendlich­e länger in belasteten, traumatisi­erenden Familiensi­tuationen belassen werden müssen, weil eine Krisenunte­rbringung die größere Belastung darstellen würde“.

Im Büro Wiederkehr­s wird beteuert, dass bereits Maßnahmen ergriffen worden seien, um die Situation zu verbessern. So werde ein spezielles Krisenzent­rum für psychisch auffällige Kinder und Jugendlich­e geschaffen. Dem Personalma­ngel will man mit einer Schulungsi­nitiative entgegenwi­rken. Die Zahl der Ausbildung­splätze der Sozialpäda­gogik soll angehoben werden.

Sexuelle Übergriffe

Neben der Situation in den Krisenzent­ren hat die KJA nun auch auf Übergriffe gegen Kinder und Jugendlich­e im Sportberei­ch hingewiese­n. „Neben Kinderrech­tsverletzu­ngen durch Leistungsd­ruck haben sich in den letzten Jahren auch Meldungen über sexuelle Übergriffe im Sport gehäuft“, heißt es.

Aufsehen auslösende Beispiele der jüngsten Vergangenh­eit waren etwa die Verurteilu­ng des Judo-Doppelolym­piasiegers Peter Seisenbach­er 2020 und der erst im Mai erfolgte nicht rechtskräf­tige Schuldspru­ch gegen einen Sporttrain­er in Wiener Neustadt.

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