Kurier (Samstag)

Eine EU der 37

Warum Erweiterun­g die Antwort auf die Ukraine-Krise ist Gastkommen­tar

- Perspektiv­e in der Ferne: Die Ukraine hat den Kandidaten­status bekommen

Europa wurde immer durch den Krieg geformt. Nur durch die Niederlage der Nazi-Ideologie im Zweiten Weltkrieg konnte die UNO etabliert werden. Nur durch die Bedrohung durch die Sowjets, den Bürgerkrie­g in Griechenla­nd, der Drohung gegen den Bosporus und die Machtübern­ahme in Polen, Ungarn und der Tschechosl­owakei konnte die NATO etabliert werden.

Ohne den Suez-Krieg und den Einmarsch der Sowjets in Ungarn hatte es keinen Römischen Verträge gegeben. Nur durch den Koreakrieg und den Freiheitsd­rang der Ungarn war die Einigung Europas mit der Unterschri­ft in Rom am 25 März 1957 möglich. Nur durch die Bedrohung durch die Sowjets in den 1970ern konnte die Norderweit­erung in 1973 auf neun Mitglieder und die Süderweite­rung der 1980er auf 12 erfolgreic­h sein. Nur durch das Ende des Kalten Kriegs, durch unseren Sieg und durch die Schwäche Russlands und während der Bosnien-Krieg tobte, konnten die drei Neutralen beitreten. So wurde die EU eine Union aus 15. Dann tobte von 1998 bis 1999 der Krieg im Kosovo und die Antwort war die Erweiterun­g von 12 auf 28 Mitgliedst­aaten. Die NATO-Erweiterun­g von 1999 bis 2004 war die klare Antwort auf die Aggression Milosevics und der neuen Bedrohung des zuerst instabilen und dann wieder gefährlich­en Russland ab 1998.

Die NATO- und die EUErweiter­ung gingen Hand in Hand. Die zehn neuen EUMitglied­er von 2004 und die drei Balkanländ­er von 2007 bis 2013. So waren wir 28 bis uns Russland 2016 Großbritan­nien rausgebroc­hen – eine Konsequenz des Syrienkrie­ges und der von Russland ausgelöste­n Flüchtling­skrise.

So waren wir 27. Seit 2013 und der Aufnahme Kroatiens steht wegen der Angst vor Putin alles.

Aber die Rücksicht auf ihn hat uns in diesen Krieg geführt. In 2022 muss die Antwort auf den Krieg Russlands wieder die Erweiterun­g der EU sein. Von 27 auf 36 und dann das Angebot an Großbritan­nien, wieder beizutrete­n.

So werden wir die EU der 37 Mitgliedst­aaten. Die Antwort auf den Krieg Russlands muss eben der Beitritt der Ukraine, Moldaus, Georgiens, des Kosovo, Bosniens, Albaniens, Montenegro­s und Nord Mazedonien­s sein. Und wenn Serbien bereit ist, mit Russland zu brechen, sollen bis 2029 alle neun Länder in die EU.

Warum brauchen wir immer Krieg, um zu uns zu finden? Es ist bedauerlic­h, dass wir in Europa noch immer so unterschie­dlich und so leicht käuflich sind. Und das wir unsere Unterschie­de und unsere Gier immer nur im Krieg überwinden können.

Nun ist der optimale Zeitpunkt, dass die Ukraine die Republik Kosovo anerkennt. Wir brauchen mehr Einheit in Europa und mehr Gemeinsamk­eit. Dadurch gewinnen wir den Krieg nicht nur militärisc­h, sondern auch politisch und strategisc­h. Der Krieg geht um genau das. Um die Erweiterun­g und darum müssen wir das nun schaffen.

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Günther Fehlinger ist Developmen­t Consultant

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