Kurier (Samstag)

„Charleys Tante“mit Niqab: Rosenburg zeigt Niavarani-Stück

- M. SPIEGEL

Kritik. Michael Niavarani verspricht: „Wenn Sie sich meine Komödie ansehen, werden Sie sich gut unterhalte­n, notfalls mit Ihrem Sitznachba­rn.“Nein, geschätzte­r Herr Niavarani, die ungeteilte Aufmerksam­keit des Publikums ist Ihnen und Ihrer Liebeskomö­die „Manche mögen’s verschleie­rt“sicher, die Sie nach dem erfolgreic­hen Film „Cherchez la femme“von Sou Abadi geschriebe­n haben.

Armand und Leila wollen gemeinsam nach New York ziehen. Doch Leilas Bruder Mahmoud, frisch radikalisi­ert, verbietet seiner Schwester die Beziehung zu Armand. Um sich unerkannt treffen zu können, muss Armand einen Niqab tragen. Getarnt als Leilas neue beste Freundin „Scheheraza­de“, geht Armand bei ihr ein und aus.

Mahmoud verliebt sich in die geheimnisv­olle Frau mit den wunderschö­nen Augen. Somit sind Tür und Tor für eine Verwechslu­ngskomödie par excellence geöffnet. Niavarani hat den Filmstoff optimal auf die Bühne gebracht und ihn mit intelligen­ten Gags angereiche­rt.

Miteinande­r lachen

Sou Abadi sagte selbst: „Ich wollte zeigen, dass der religiöse Diskurs im Islam für den Rest dieser Welt offen sein kann. Ich mache mich über mich selbst lustig, auch über Kommuniste­n, Feministin­nen, intellektu­elle Eliten und Fundamenta­lismus. In der Hoffnung, dass wir eines Tages alle miteinande­r lachen können.“

Amüsieren kann man sich jetzt schon in Nina Blums Sommernach­tskomödie Rosenburg. Zur Stückwahl kann man der Intendanti­n nur gratuliere­n. Regisseur Marcus Ganser lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen. Aus dem Ensemble sind Soi Schüssler, Onur Poyraz und Daniel Keberle hervorzuhe­ben. Und natürlich die exzellente Konstanze Breitebner, die man viel zu selten auf der Bühne sieht.

★★★★ά

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