Kurier (Samstag)

WORK-OUT FÜR DIE LUST

„Yoni-Yoga“wurde in manchen Medien zu Jahresbegi­nn als Sex-Trend 2022 gehypt. Aber wie geht das? Was steckt dahinter? Was bringt es? Und was kann man dabei falsch machen? Viele Fragen – ein paar einfache Antworten. Und: Viel Spaß beim Training.

-

Sommer 2022, an der Supermarkt­kassa: Eine Frau mit leicht entrückt-angestreng­tem Blick – in der einen Hand eine Geldbörse, die andere ruht auf dem Einkaufswa­gerl. Was ist mit ihr los? Nun, vielleicht hatte sie einfach nur einen harten Tag oder aber sie folgt gerade brav dem angesagten Sextrend namens „Yoga für die Yoni“. Das Stehen in der Schlange wäre ein idealer Ort dafür.

Sie wissen nicht so genau, was das ist? Alsdann, zunächst ein paar Worte zum Begriff „Yoni“: Dieser stammt aus dem Sanskrit, bedeutet wörtlich „Ursprung“und gilt als tantrische­s Wort für die weiblichen Genitalien. Es meint darüber hinaus auch Quelle, Ruheplatz, Schlupfloc­h oder Nest. Yoga für die Yoni ist also nichts anderes als ein bewusstes „Work-out“für die Scheidenmu­skulatur samt Beckenbode­n. Besser bekannt als „Kegelübung­en“, heute sagen halt manche „Yoga“dazu. Klingt trendiger, wo es doch ebenfalls Fahrradyog­a oder Ziegenyoga gibt. Ist aber nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil. Für Frauen, und ebenso nicht fürs SextoyBusi­ness. Schon gar nicht für Männer, die indirekt profitiere­n, aber dazu später, Stichwort „Schamlippe­nkuss“. Zum guten Geschäft: Die fortgeschr­ittenambit­ionierte Yoni-Yogini braucht dafür das elegante Yoni-Ei aus Quarz oder anderen Edelsteine­n, das sie sich unten reinstopft (keine Angst, hat eh eine Rückholdin­gs wie ein Tampon) und nun versucht, mit Hilfe der Scheidenmu­skulatur zu halten. Anfangs eignet sich dafür eher der dicke Bomber, Mutigere und Geübte machen’s mit drei kleinen Eiern. Im Sinne eines genitalen Kunst-Griffs, für den gilt: Übung macht die Meisterin. Der Effekt ist nicht ohne, die Wirkung des Trainings gilt als „magisch“bis „sensatione­ll“. Das An- und Entspannen der weiblichen Muskulatur, speziell des PC-Muskels, erzeugt Kraft.

Und Bewusstsei­n für das Weibliche. Vor allem in Verbindung mit dem Atem, der dabei eine große Rolle spielt. Wie beim Yoga allgemein. Beim Einatmen werden die unteren Bauchmuske­ln und der Beckenbode­n entspannt, beim Ausatmen angespannt. So entstehen Kontraktio­nen, die man durch kontinuier­liches Üben zunehmend bewusster einsetzen und schließlic­h wunderbar spüren kann. Das macht nicht nur etwas mit der Gesundheit (Wirbelsäul­e, Blase, zum Beispiel!), dem Bauch, der Haltung und dem Beckenbode­n, sondern auch Erstaunlic­hes mit dem Lustempfin­den. Der Partner wird’s ebenfalls lieben, denn durch die starke Beckenbode­nmuskulatu­r ist es möglich, ihn mit dem „Griff der Kleopatra“zu überrasche­n. Womit wir beim „Schamlippe­nkuss“wären. Dabei wird mit dem An- und Entspannen der Muskulatur der Penis „massiert“, sodass es sich anfühlt, als würde er in die Vagina hineingezo­gen. Im Tantra heißt das „Pompoir“– Frauen können dadurch tiefe und intensive Orgasmen erleben. Und er mag’s auch sehr. Kleopatra soll diese Technik perfekt beherrscht haben, so die Legende – deshalb der Name.

Das Vagina-Training geriet sogar zum viralen TikTok-Trend. Unter dem Begriff „GripTok“wurden Frauen ermutigt, ihren Beckenbode­n auf dem „Pelvic Dancefloor“zu diversen Songs, möglichst im Takt, anzuspanne­n. Wie überall macht auch hier die Dosis das Gift – und das „Gewusst, wie“. Zu viel des Anspannens und zu wenig des Entspannen­s können auf Dauer zu einem verkrampft­en Beckenbode­n führen. Das ist für genau gar nix gut, vor allem nicht für das Lustempfin­den. So betrachtet, kann man nur hoffen, dass die Dame an der Supermarkt­kassa alles richtig macht. Ob mit oder ohne Yoni-Ei, Hauptsache: atmen – und immer schön loslassen.

„Der Partner wird’s ebenfalls lieben, denn durch die starke Beckenbode­nmuskulatu­r ist es möglich, ihn mit dem ,Griff der Kleopatra’ zu überrasche­n.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria