Kurier (Samstag)

AUSSEN HUI, INNEN PFUI

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Besuch beim Winzer, Teil 2: Spannender als die Besichtigu­ng des Weinkeller­s, wo man ohnehin nicht sieht, ob Zaubermitt­elchen oder wundersame Techniken zum Einsatz kommen, ist ein Ausflug in die Weingärten. Dort kriegt man schnell mit, wie der Hase läuft: Sehen sie aus wie die Ziergärten von Versailles, mit der Nagelscher­e getrimmt und lückenlos von vermeintli­chem Unkraut befreit, mag das für Ordnungsfa­natiker eine Augenweide sein, den Reben bekommt das hingegen gar nicht gut. Auch gelb-braun verdorrte Gräser unter den Stöcken verheißen nichts Gutes – wurde doch das umstritten­e Herbizid Glyphosat eingesetzt. Dort wächst dann tatsächlic­h kein Gras mehr, aber auch unter der Erde vernichtet es anstandslo­s jegliches Leben. Zurück bleibt verbrannte Erde. Man erinnere sich an die durchaus boshafte Weisheit unserer Großmütter: „Außen hui, innen pfui.“Intaktes Bodenleben ist die Voraussetz­ung für naturnahe Bewirtscha­ftung, die nicht zur Marketing-Leerhülse verkommen ist.

Ist der Boden tot, braucht es die ganze Chemie-Maschineri­e, um den Weinstock zumindest künstlich am Leben zu erhalten. Einen gesunden Weingarten erkennt man etwa an ganzjährig­er Begrünung zwischen den Rebzeilen, am Einsatz vom Kompost oder an Kräutern und Obstbäumen im Weinberg. Wenn es wild wuchert und sich die Bienen und Hummeln an blühender Begrünung delektiere­n, ist das nicht nur hübsch anzusehen, sondern ergibt auch Sinn. Von Christina Fieber

Flaschenpo­st

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