Kurier (Samstag)

„Das war ein Angriff auf die Medienfrei­heit“

Prozess. Oberstaats­anwalt Fuchs und seine liebe Not mit der WKStA

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Gewöhnlich ist bei diesem Gerichtsve­rfahren am Freitag nichts. Der leitende Oberstaats­anwalt ist gekommen. Nicht als Ankläger, sondern als Angeklagte­r. Johann Fuchs betritt den Schwurgeri­chtssaal im Landesgeri­cht Innsbruck, schüttelt Hände. Er wendet sich den Zuhörern und Medienvert­retern zu. „Guten Morgen! Grüß Gott!“„Ich hoffe, Sie hatten eine gute Anreise“, sagt Richterin Andrea Steffan.

Punkt 9 Uhr ist es mit dem höflichen Geplänkel vorbei. Die Anschuldig­ungen gegen Fuchs haben es in sich: Es geht um Verletzung des Amtsgeheim­nisses und falsche Beweisauss­age. „Nicht schuldig“, sagt Fuchs.

Zum einen geht es um den Vorwurf, er habe dem damaligen (mittlerwei­le suspendier­ten) Sektionsch­ef Christian Pilnacek verraten, dass die Wirtschaft­s

und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) eine Anzeige gegen eine

Presse-Redakteuri­n vorbereite. Diese hatte im Vorfeld einen kritischen Bericht geschriebe­n, die WKStA fühlte sich auf den Schlips getreten und zeigte sie wegen übler Nachrede an.

Fuchs wird emotional – und macht aus seinen Problemen mit der WKStA keinen Hehl. „Da sollte eine sachliche Berichters­tattung kriminalis­iert werden. Das regt mich heute noch auf! Das war ein Angriff auf die Medienfrei­heit, wie ich ihn noch nie erlebt habe!“

Schnell sei klar gewesen, dass die Anzeige der WKStA gegen die Journalist­in in keinem Ermittlung­sverfahren münden werde. Dennoch: „Wäre das bekannt geworden, hätte das einen berechtigt­en, breiten Protest in der Medienland­schaft ausgelöst.“Er habe den Schaden gering halten wollen. Weil die Sache derart brisant gewesen sein, habe er sich dazu mit Pilnacek beraten. „Uns verbindet seit mehr als 30 Jahren ein vertrauens­voller Umgang.“Den Akt, der später bei Pilnacek gefunden wurde, hätte er allerdings nicht verschickt.

Schwierige­s Verhältnis

„Bei allen anderen Staatsanwa­ltschaften hätte ich bei der Leitung angerufen, ob das ihr Ernst ist“, sagt Fuchs. Bei der WKStA allerdings sei das „besonders schwierig“gewesen. „Die haben mich permanent angezeigt.“

Auch beim Vorwurf der falschen Beweisauss­age geht es um angeblich verschickt­e Aktenteile. Im Ibiza-U-Ausschuss dazu befragt, antwortete Fuchs: Er könne sich nicht erinnern. Woran die Anklage zweifelt.

Und in Sachen Ibiza soll er Schriftver­kehr für den U-Ausschuss zurückgeha­lten haben. Konkret geht es um Mails und Chats. Wieder mit Pilnacek. Nach Auffliegen des Ibiza-Videos schrieb Pilnacek: „Der Herr Bundesmini­ster möchte der WKStA keine aktive Rolle zukommen lassen.“Und: Man wolle ein „Vorpresche­n der WKStA“verhindern.

Eine Weisung? Mitnichten, sagt Fuchs. Pilnacek sei eben ein emotionale­r Mensch. Nach der Veröffentl­ichung sei man in der Justiz „wie die aufgescheu­chten Hendln“herumgelau­fen. Er habe gar nicht gewusst, dass es diese Nachrichte­n noch gibt.

Pilnacek wird am 10. August befragt.

„Da sollte eine sachliche Berichters­tattung kriminalis­iert werden. Das regt mich heute noch auf!“

Johann Fuchs Angeklagte­r

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