Kurier (Samstag)

Parteienge­setz wohl auch ohne SPÖ möglich

Transparen­z. Die Sozialdemo­kraten wollen für ihre Zustimmung zu den gläsernen Parteikass­en die Spitze des Rechnungsh­ofs neu bestellen. Wie geht es jetzt weiter?

- VON ELISABETH HOFER

Genau sechs Jahre war Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker am Freitag im Amt. Halbzeit, würde das eigentlich heißen. Geht es nach der SPÖ, soll die Spitze des Rechnungsh­ofes aber schon viel früher als in sechs Jahren neu bestellt werden. Dann nämlich, wenn das neue Parteienge­setz eingeführt wird, über das nächste Woche im Nationalra­t abgestimmt werden soll.

Mit diesem Vorschlag, oder vielmehr dieser Bedingung für die Zustimmung zum Gesetz, sorgte der stellvertr­etende rote Klubchef Jörg Leichtfrie­d am Donnerstag für Aufsehen.

Die Grünen lehnten die Absetzung Krakers prompt ab. Die Forderung mache deutlich, dass die SPÖ das Gesetz grundsätzl­ich verhindern wolle, diagnostiz­ierte die grüne Klubchefin Sigrid Maurer.

Auch Kraker selbst geht davon aus, dass ihre Funktionsp­eriode – wie in der Verfassung vorgesehen – zwölf Jahre beträgt. Für andere Überlegung­en bestehe kein Anlass, teilte ein Rechnungsh­ofsprecher auf Twitter mit.

Aber wie geht es nun weiter? Kann das neue Parteienge­setz

nun doch nicht – wie geplant – am kommenden Donnerstag mit einer ZweiDritte­l-Mehrheit im Parlament beschlosse­n werden?

Die SPÖ würde gerne weiterverh­andeln. Nach außen hat sie gegenwärti­g gut damit zu tun, ihre Forderung zu verteidige­n. Man wolle ja nicht die Ablöse Krakers, sondern ihre Neubestell­ung auf Basis des neuen Gesetzes, zumal der Rechnungsh­of durch den Gesetzesbe­schluss ja eine Reihe neuer Kompetenze­n erhalten wird. So weit die offizielle Erzählung.

Allerdings: Dass das neue Gesetz die SPÖ mit ihrer kleinteili­gen Struktur ordentlich treffen würde, ist kein Geheimnis. Gleiches ließe sich auch über die ÖVP sagen. Aber die hat das Gesetz nun einmal mitgestalt­et – „an sich angepasst“, heißt es seitens der Kritiker, etwa aus der FPÖ.

Blaue Ablehnung

Die Blauen haben ihre Zustimmung im Parlament bereits gänzlich abgesagt. Denn die Schattenve­reine der ÖVP könnten trotz neuen Gesetzes noch querfinanz­iert werden, heißt es gegenüber dem KURIER.

Bleibt der Koalition für eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalra­t also nur noch die SPÖ.

Doch braucht es die für den Beschluss wirklich? Just an diesem zentralen Punkt der Debatte regten sich noch am Donnerstag Zweifel.

Auslöser dafür war ein Tweet des Politikwis­senschafte­rs Hubert Sickinger. Bis auf kleinere Abstriche brauche es für die zentralen Punkte des Gesetzespa­kets nämlich gar keine Verfassung­smehrheit, stellte er fest.

Der Kern der Reform – die Erweiterun­g der Einschaure­chte des Rechnungsh­ofes in die Parteifina­nzen – sei ja bereits durch eine Verfassung­sbestimmun­g gedeckt.

Neuer Modus

Wofür es allerdings auf jeden Fall die Zustimmung der SPÖ braucht, ist zum einen die Schaffung eines Parteienre­gisters – das zählt allerdings nicht zu den Kernanlieg­en der Grünen. Zum anderen braucht der neue Bestellmod­us des oder der Rechnungsh­of-Präsidente­n oder -Präsidenti­n eine Verfassung­smehrheit im Parlament.

Dieser Modus war ursprüngli­ch ein Wunsch der SPÖ. Die Grünen waren bereit, darauf einzugehen, sofern eine sogenannte FallBack-Option vereinbart wird.

Das heißt, dass wenn sich nach einer gewissen Anzahl an Wahlgängen keine ZweiDritte­l-Mehrheit findet, die Bestellung eines Rechnungsh­of-Präsidente­n auch mit einer einfachen Mehrheit erfolgen kann. Das soll im Wesentlich­en dazu dienen, dass der Rechnungsh­of nicht stillgeleg­t werden kann, indem ein Drittel der Abgeordnet­en immer wieder die Bestellung eines Präsidente­n blockiert.

Bei den Grünen teilt man nun in jedem Fall die Einschätzu­ng Sickingers. Man werde zwar weiterhin Gespräche führen, aber: „Sollte die SPÖ für ihre Zustimmung weiterhin darauf bestehen, dass Margit Kraker ihre Position als Rechnungsh­ofpräsiden­tin aufgeben muss, werden wir eine einfachges­etzliche Lösung finden“, sagt Mauer. „Und wir werden das Gesetz, wie angekündig­t, kommenden Donnerstag beschließe­n.“

 ?? ?? Margit Kraker: Die SPÖ will, dass sie sich für das Amt als Rechnungsh­of-Präsidenti­n neu bewirbt, die Grünen lehnen ab
Margit Kraker: Die SPÖ will, dass sie sich für das Amt als Rechnungsh­of-Präsidenti­n neu bewirbt, die Grünen lehnen ab

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