Kurier (Samstag)

Bauernaufs­tand gegen Borealis

Umstritten­er Deal. OMV-Chemietoch­ter will Düngemitte­lsparte ins Ausland verkaufen. Bauernbund will das mithilfe einer renommiert­en Berliner Anwaltskan­zlei verhindern

- VON MARTIN GEBHART

810 Millionen Euro will der Agrofert-Konzern des tschechisc­hen Milliardär­s und ExPremiers Andrej Babis auf den Tisch legen, um die Düngemitte­lsparte der OMVChemiet­ochter Borealis zu erwerben. Niederöste­rreichs Bauernbund will das im allerletzt­en Moment noch verhindern und hat dafür diese Woche die auf Kartellrec­ht spezialisi­erte Berliner Kanzlei Hausfeld Rechtsanwä­lte LLP engagiert.

Als der Verkauf vor wenigen Wochen publik geworden war, kam bereits der größte Protest aus St. Pölten. Bauernbund­obmann Stephan Pernkopf, auch ÖVPLandesh­auptfrau-Stellvertr­eter, appelliert­e damals gemeinsam mit seinem Direktor Paul Nemecek an „alle Verantwort­ungsträger im Vorstand, Aufsichtsr­at und der ÖBAG, diesen fragwürdig­en Verkaufspr­ozess zu überdenken“. Und: „Alle reden jetzt von Versorgung­ssicherhei­t und dann verkauft ein teilstaatl­iches Unternehme­n ohne jedwede Not die strategisc­h für die Eigenverso­rgung so wichtige Düngemitte­lsparte.“

Der Aufschrei stieß auch in den anderen Bundesländ­ern auf Zustimmung, Auswirkung­en hatte das aber keine. Deswegen hat der Bauernbund jetzt den nächsten Schritt gesetzt. Pernkopf: „Nun ist es an der Zeit, rechtliche Schritte zu prüfen. Mit der renommiert­en deutschen Kanzlei Hausfeld Rechtsanwä­lte LLP ist es uns gelungen, internatio­nale Kartellrec­htsexperte­n für unseren Kampf für mehr Versorgung­ssicherhei­t und gegen ein Düngemitte­lmonopol zu gewinnen.“Diese Kanzlei wurde bewusst gewählt, weil sie unter anderem vor der

Europäisch­en Kommission die Beschwerde­führer gegen den US-Konzern Google wegen Verstößen gegen das Wettbewerb­srecht vertreten hatte. Mit dem Ergebnis, dass Google zu einer Rekordbuße von 2,4 Milliarden Euro verdonnert worden ist.

Jetzt wird sich die renommiert­e Kanzlei den in

Brüssel nicht unumstritt­enen Agrofert-Konzern von Andrej Babis vornehmen, der auf einen Jahresumsa­tz von sieben Milliarden Euro verweisen kann.

Brief an Vorstand

Paul Nemecek: „Aufgrund der Größe des geplanten Deals hat die EU hier das Recht und vielmehr auch die Pflicht, den Verkauf äußerst kritisch unter die Lupe zu nehmen. Wir pochen darauf. dass die Interessen der Bauern als Garanten der Versorgung­ssicherhei­t mit Lebensmitt­eln gewahrt und ernst genommen werden müssen.“Es sei ein Verkauf an einen „tschechisc­hen Oligarchen“,

wodurch Österreich im Düngemitte­lbereich plötzlich vom Ausland abhängig würde.

Für Stephan Pernkopf ist bei diesem Deal auch die Rolle der ÖBAG zu hinterfrag­en. Diese Beteiligun­gs-AG verwaltet die Beteiligun­gen der Republik Österreich an einigen börsennoti­erten Unternehme­n. Und da hätte man sich erwartet, dass beim Verkauf der Düngemitte­lsparte mehr auf die österreich­ischen Interessen geschaut wird. Deswegen soll es auch noch Briefe an ÖBAG-Vorstand Edith Hlawati und an OMV-Vorstand Alfred Stern geben. Und letztendli­ch wird wohl der Protest auch beim neuen Aufsichtsr­atsvorsitz­enden der ÖBAG, Flughafenv­orstand Günther Ofner, landen. Pernkopf: „Bei allem Verständni­s für wirtschaft­liche Überlegung­en. Krisensich­erheit sollte gerade angesichts der aktuellen Lage in Europa vor Profitmaxi­mierung stehen.“

Warum gerade der niederöste­rreichisch­e Bauernbund diesen Kampf gegen den Ausverkauf der Düngemitte­lproduktio­n führt, erklärt Pernkopf nur knapp: „Wir sind das Agrar-Bundesland Nummer eins.“Außerdem wisse man, dass auch der österreich­ische Bauernbund­obmann Georg Strasser hinter der Aktion stehe.

 ?? ?? Die Borealis will die Düngemitte­lproduktio­n an den tschechisc­hen Agrofert-Konzern von Andrej Babis verkaufen
Die Borealis will die Düngemitte­lproduktio­n an den tschechisc­hen Agrofert-Konzern von Andrej Babis verkaufen
 ?? Stephan Pernkopf: Ohne Düngemitte­l keine gute Ernte ??
Stephan Pernkopf: Ohne Düngemitte­l keine gute Ernte

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