Kurier (Samstag)

Retter zweiter Klasse

- LR und Katastroph­enschutzRe­ferent Daniel Fellner (SPÖ) anja.kroell@kurier.at

Seit 14 Jahren wird in Kärnten auf die Einführung eines Systems, das sonst überall in Österreich Standard ist, gewartet. Das sorgte bei der Unwetterka­tastrophe auch für Kritik aus den Reihen der Einsatzkrä­fte: „Wenn du als Retter bei so einem Einsatz selbst rasch Hilfe brauchst, und deine Kollegen hören dich nicht direkt, ist das ein Nachteil. Einer, der unser Leben kosten kann, während wir andere retten“, sagt ein Helfer, der anonym bleiben will.

Der KURIER hakte beim zuständige­n Katastroph­enschutz-Referenten,

Daniel Fellner (SPÖ), nach, wie es um die direkte Kommunikat­ion unter den Einsatzkrä­ften in Kärnten steht: „Das ist für mich keine Einsatzerf­ordernis. Weil wir in der Kommunikat­ionsstrukt­ur immer nach oben kommunizie­ren.“Gemeint ist damit der Austausch mit dem Einsatzsta­b.

Fellner ist auch davon überzeugt, dass der Digitalfun­k bei der Katastroph­e im Bezirk Villach-Land nichts gebracht hätte: „Ich persönlich höre von Einsatzkrä­ften keine Beschwerde­n. Das Konzept des Digitalfun­ks hätte uns nur Nachteile gebracht.“Dass die Kritik am fehlenden gemeinsame­n Behördenfu­nk für die Helfer gerade aus Reihen der Polizei kommt, lässt Fellner noch weiter ausholen: Denn die Polizei zähle aus der Sicht des Landesrate­s zum Bund und nicht zum Land. Und er werde nicht Geld in ein altes Digitalfun­kkonzept stecken, sondern man wolle lieber auf die nächste Generation waren.

Faktisch richtig, ist die Polizei keine Ländersach­e. Doch es waren ausgerechn­et Polizeihub­schrauber aus Kärnten, die es am Mittwoch in den frühen Morgenstun­den erst möglich machten, dass Helfer, aber auch Pflegekräf­te zu den von der Außen

Immer dann, wenn sich der Alltag von einer Sekunde auf die andere in einen Albtraum verwandelt, sind sie da: Österreich­s Einsatzkrä­fte. Das hat die verheerend­e Unwetterka­tastrophe im Kärntner Gegendtal gezeigt. Die Retter haben die Menschen in Not nicht alleine gelassen. Doch wer kümmert sich um die Sicherheit der Retter? Acht Bundesländ­er arbeiten seit über einem Jahrzehnt mit dem Digitalfun­k. Nur Kärnten setzt auf eine Technologi­e, die vielleicht im Falle eines Blackouts Vorteile mit sich bringt, aber an allen anderen Tagen keine direkte Kommunikat­ion zwischen den Einsatzkrä­ften ermöglicht.

Jene Frauen und Männer, die das Wohlergehe­n anderer über das eigene stellen, können im Ernstfall nicht Kollegen, die auf einem Schuttkege­l nebenanste­hen, über eine drohende Gefahr informiere­n. Weil jede Einsatzorg­anisation auf einer eigenen Frequenz funkt. Weil Kärnten offiziell lieber auf eine Technologi­e wartet, die noch in keinem anderen europäisch­en Staat zum Einsatz kommt.

Kann man innovativ finden. Oder einfach nur fahrlässig gegenüber jenen, die für Unbekannte ihr Leben riskieren. welt abgetrennt­en Menschen in das Katastroph­engebiet transporti­ert wurden.

Wenig erfreut über diese Äußerungen zeigt man sich naturgemäß gut 400 Kilometer entfernt im Innenminis­terium in Wien. „In acht Bundesländ­ern besteht vollste Zufriedenh­eit mit diesem System und es werden 106.000 Endgeräte eingesetzt.“Man könne die Situation mit den frühen 2000erJahr­en vergleiche­n, als Faxgeräte durch eMails abgelöst wurden. „Niemand würde heute noch daran denken, ein Faxgerät zu verwenden“, heißt es. Außer Kärnten.

Da sich trotz jahrelange­r Gespräche zwischen Ministeriu­m und dem Land Kärnten keine Lösung abzeichnet, will Wien nun einen eigenen Weg gehen: „Das Innenminis­terium ist dabei, gemeinsam mit dem Netzbetrei­ber eine Lösung ausschließ­lich für die Polizei zu finden.“

In puncto Kooperatio­n dürfte es zwischen Land und Innenminis­terium wohl heißen: „Over and out“.

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