Schulschluss. Und jetzt: Reform!
Nachfragen für Hilfe und Unterstützung sind weiter enorm hoch Gastkommentar
Psychische und psychosomatische Erkrankungen bei Kindern und jungen Menschen und die Anfragen nach therapeutischer und psychiatrischer Hilfe, sind nach wie vor enorm hoch und kaum zu bewältigen.
Leider erlebe ich in meiner Kassenpsychotherapiepraxis für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in meiner täglichen Arbeit, mit den jungen PatientInnen und deren Eltern, im Zentralraum NÖ, dass sie die Schule und das Bildungssystem sehr überlastet.
Permanenter Lern- und Notendruck, mehr denn je, nach zwei Jahren intensiver Coronazeit. Es gibt keine Rücksichtnahme auf die Umstände und Defizite durch die Pandemie, dafür überbordenden Stoff mit teilweisen fragwürdigen Lerninhalten, der nachgeholt werden muss, Druck und Vorgaben, dass alle SchülerInnen das Gleiche gleich gut können und machen müssen, Aussetzung der meisten Erleichterungen (z. B.: die Aufstiegsklausel), hohe Durchfallquoten bei Kompensationsprüfungen, Klassenwiederholungen bzw. Schulabbrüche bestimmen den Alltag der SchülerInnen.
Aber auch schwierigste, aufwendige Aufnahme- bzw. Prüfungsverfahren (wie z. B.: die Medizinaufnahmeprüfung) in Fachhochschulen und Universitäten sind für die jungen Menschen sehr belastend und finden oft unter Stress während oder unmittelbar nach der Matura statt. An den Schulen fehlen Ressourcen und Lehrpersonal. Der Bedarf und die Kosten für Nachhilfe explodieren, immer weniger Eltern können sich dies leisten. Dieser Missstand wird auf den Rücken der Kinder ausgetragen. Wir brauchen Schulen, LehrerInnen, DirektorInnen, Bildungsdirektionen und ein Bildungsministerium deren Ziel es ist, Kinder und Jugendliche nicht nur zu bewerten, zu maßregeln und mit Vorschreibungen im Zaum zu halten, was letztendlich immer mehr zu psychischen und physischen Erkrankungen führt. Wir brauchen eine Bildungslandschaft, die einlädt, inspiriert und ermutigt, die Individualität und die verschiedenen Begabungen fördert und Kinder und junge Menschen auch fragt, was sie brauchen um gut und gerne lernen zu können.
Wir brauchen LehrerInnen und DirektorInnen mit psychosozialen Kompetenzen, was auch in der Ausbildung verankert werden muss. Wir brauchen LehrerInnen, DirektorInnen, Verantwortliche in den Bildungsdirektionen bis hin ins Bildungsministerium mit einem Verständnis für ganzheitliche Zusammenhänge, was die gesellschaftlichen Herausforderungen betrifft.
Da ist es unbedingt notwendig die jungen Menschen zu fragen, anzuhören, ihre Bedürfnisse, Ängste, Kritik ernst zu nehmen und in Entscheidungen mit einfließen zu lassen. So wie die Umwelt müssen wir auch unsere jungen Menschen schützen! Sie sind unsere Zukunft!
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Margit Schmied ist Sozialarbeiterin, Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Familienberaterin