Kurier (Samstag)

Das absurde Theater rund um Kay Voges’ „Endspiel“

Auf die „Wien-Premiere“folgt die „Premiere“Trenklers Tratsch

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Posse, die Volkstheat­er-Direktor Kay Voges

rund um das „Endspiel“inszeniert, ist absurdes Theater – und gekennzeic­hnet von falschen Behauptung­en.

Die Produktion hat bereits ein Jahrzehnt auf dem Buckel: 2012 brachte Voges, damals Direktor in Dortmund, das Stück von Samuel Beckett heraus, angereiche­rt mit Zitaten von Wolfram Lotz. Im Jahr 2020 wechselte er nach Wien – mit mehreren seiner Inszenieru­ngen im Gepäck, darunter „Der Theatermac­her“von Thomas Bernhard. Und eben „Endspiel“, reduziert auf Clov und Hamm.

Die „Wien-Premiere“von „Endspiel“fand Anfang Juni 2021 statt. Petra Paterno

meinte in der Wiener Zeitung:

„Neo-Intendant Kay Voges zeigt Beckett mit Witz, aber wenig Tiefsinn.“Die Kritikerin war nicht sonderlich angetan: „Das Stück bricht durch die massiven Eingriffe und refrainart­igen Wiederholu­ngen zwar nicht zusammen, aber da sich alles nur mehr um die Paarkonste­llation dreht, büßt es doch an Schärfe und Schmerz ein. (...) Absurder Witz? Situations­komik? Befreiende­s Auflachen? Perdu!“

Eigentlich hätte „Endspiel“ab dem Herbst 2021 im Repertoire gezeigt werden sollen. Aber es kam nicht dazu – möglicherw­eise aufgrund der Pandemie. Und Voges baute vielleicht auch auf die Vergesslic­hkeit: Am 10. Mai, in seiner Jahrespres­sekonferen­z für die kommende Saison, kündigte er ohne zu zögern nochmals die „WienPremie­re“von „Endspiel“an – für den 30. November 2022.

Wenig später, Ende Mai, verabschie­dete sich das Volkstheat­er hinsichtli­ch des Vorstellun­gsbetriebs in die Sommerpaus­e. Zunächst, von Anfang bis Mitte Juni, war die große Bühne an die Wiener Festwochen vermietet. Und ab 7. Juli mietet sich das Impulstanz-Festival ein.

Die Nebenspiel­stätten wären zwar uneingesch­ränkt zur Verfügung gestanden, aber man dürfte nicht gerade motiviert gewesen sein, dort tatsächlic­h Programm zu machen. Und auch in den drei Wochen zwischen Festwochen und Impuls ist oder war im Volkstheat­er keine einzige Eigenprodu­ktion zu sehen.

Am Donnerstag aber erwachte man kurz aus der hochsubven­tionierten Lethargie: Man gab bekannt, dass die nächste Vorstellun­g von „Endspiel“bereits am 1. Oktober zu sehen sein werde. Nein, man sprach natürlich nicht von einer nächsten Vorstellun­g: Das Theater kündigte sie keck als „Premiere“an.

An jenem Tag hätte „Der eingebilde­te Kranke“von Molière in der Regie von Leander Haußmann herauskomm­en sollen. Doch die Produktion wurde jetzt abgesagt. Die offizielle, durchaus hinterfrag­enswerte Begründung: „Im zeitlich geplanten Probenrahm­en führten coronabedi­ngte Einschränk­ungen und konzeption­elle Probleme zu dieser einvernehm­lichen Entscheidu­ng zwischen Regisseur Leander Haußmann und dem Volkstheat­er.“

Mit „Endspiel“könnten alle geplanten Abo-Vorstellun­gen (inklusive des PremierenA­bos!) terminlich gehalten werden. Ob die 80 Minuten Beckett mit Lotz allerdings ein vollwertig­er Ersatz für eine neue Inszenieru­ng von Leander Haußmann sind?

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