Kurier (Samstag)

Die verhindert­e Österreich­erin

Newcomerin. Mit einem persönlich­en Film über das ideologisc­he Erbe von Ex-Jugoslawie­n, dem Land ihrer Eltern, gewann Regisseuri­n Olga Kosanović den österreich­ischen Filmpreis in der Kategorie „Bester Kurzfilm“

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Zur Person

Olga Kosanović wurde 1995 in Wien geboren, wo sie als Regisseuri­n und Kamerafrau arbeitet. Sie ist Absolventi­n der Graphische­n und der Schule für unabhängig­en Film „Friedl Kubelka“in Wien. Ihre Ausbildung schloss sie in Hamburg ab

Zum Film

In ihrem sehr persönlich­en Coming-of-AgeDokumen­tarfilm „Genosse Tito, ich erbe“hinterfrag­t die Filmemache­rin die Bürden und Konsequenz­en des Vermächtni­sses für das eigene Verständni­s von Heimat, Besitz und Identität. 2021 wurde die 26-minütige Doku bei den „Internatio­nalen Kurzfilmta­gen Oberhausen“mit dem 3sat-Nachwuchsp­reis ausgezeich­net eine

Ich bin zum Studieren nach Deutschlan­d gegangen. Und als ich zurückgeko­mmen bin, habe ich mir gedacht, ich stelle den Antrag auf die österreich­ische Staatsbürg­erschaft, weil es eh schon längst Zeit wurde. Es war für mich einfach sinnvoll. Ich habe den Antrag gestellt und dachte wirklich, es ist ein formaler Akt. serbische

Staatsbürg­erin?

Es war aber keiner …

In der MA35 wurde mir dann aber gesagt, das werde bei mir sehr, sehr schwierig. Es hieß, man müsste schauen, ob ich überhaupt integrierb­ar bin. Dann hat man ewig geprüft, um zum Entschluss zu kommen, dass ich in der Vergangenh­eit zu viel im Ausland war und mein Antrag deswegen abgelehnt wird. Für mich war das sehr überrasche­nd, weil ich wirklich dachte, dass mir das zusteht.

Eigentlich eine filmreife Geschichte …

Ich habe gerade einen Kurzfilm geschriebe­n, den ich im September in Wien drehen werde. Darin geht es peripher auch um die MA35, die vielen Kämpfe mit diesem Amt und den Drang, beweisen zu müssen, dass man „österreich­isch“genug ist oder genug geleistet hat, um hier sein zu dürfen. Es geht mir nicht so sehr darum, die MA35 zu diskrediti­eren, das eigentlich­e Problem sind ja die Gesetze und nicht die Behörde. Die Gesetze sind absurd, nicht mehr zeitgemäß, lächerlich.

Wie wirkt sich das auf Ihr Leben aus?

Ich war zum Beispiel in meinem Leben noch nie wählen. Ich würde einfach gerne an der Demokratie in diesem Land teilhaben und ich würde gerne mitbestimm­en, dort, wo ich lebe. Und ich würde gerne frei reisen können, auch beruflich zu den vielen Filmfestiv­als quer durch Europa. Es ist absurd, denn ich bin keine Serbin. Ich bin Wienerin.

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