ZUR PERSON Jürgen Melzer
Zählt mit seinen beiden GrandSlam-Titeln im Doppel und seinem Erfolg im Mixed zu den erfolgreichsten Tennisspielern Österreichs. 14 Wochen lang rangierte er Anfang 2011 sowohl in der Weltrangliste des Einzels als auch des Doppels und erreichte im ATP-Fina
det. Danach hatte ich mit den beiden Brüdern Bernd und Karlheinz Wetter zwei, die mich gut übernommen haben. Bernd bin ich sehr dankbar, weil zuvor habe ich mit zwei Händen gespielt. Ohne sein Training würde ich jetzt nicht hier sitzen, zumindest nicht als ehemaliger Tennisspieler. Karlheinz hat mich dann über 13 Jahre begleitet und ich bin ihm sehr dankbar für die Ausbildung, die ich genossen habe.
Jede Spitzensportkarriere hat aber auch Tiefs. Haben Sie einmal daran gedacht, alles hinzuschmeißen?
Ich glaube, es ist normal dass, wenn man eine Sportart liebt, sie hin und wieder auch hasst. Erfolg und Misserfolg liegen so eng beieinander. Und wenn man eine wochenlange Phase hat, immer in der ersten Runde zu verlieren, macht das schon etwas mit dir. Dazu kommt der öffentliche Druck: Es ist nicht lustig, wenn du Dinge über dich in Medien oder auf sozialen Netzwerken liest, die nicht positiv sind. Nichtsdestotrotz musst du lernen damit umzugehen, wenn du ganz rauf willst.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich hatte 13 Jahre lang auch eine Mentaltrainerin, die mich da unterstützt hat und mir Mechanismen beibrachte, zur Ruhe zu kommen und das nicht zu nahe an mich rankommen zu lassen.
Doch Medien können einen Spielverlauf nicht ändern, sondern können nur darüber berichten, wie er eben ist.
Ja, Journalisten machen auch nur ihren Job. Aber heutzutage wird es ganz schnell persönlich. Vor allem auf Social-Media-Kanälen kann man jemanden ganz schnell unter der Gürtellinie angreifen. Ich würde mir wünschen, dass Sportler hier besser geschützt werden und dem nicht so ausgeliefert sind.
Das gilt wahrscheinlich auch für Dominic Thiem, der in einer sportlichen Krise steckt. Haben Sie Kontakt miteinander?
Sporadisch ja, mehr allerdings mit seinem Manager, weil ich den sehr gut kenne. Aber als Außenstehender ist das dennoch schwer zu kommentieren, von draußen schlau zu reden, wäre unseriös. Er wird schon wissen, was er tut. Er war die Nummer drei der Welt, also wird er sich da auch wieder rauskämpfen. Ich hoffe, dass das Handgelenk hält, dass sein Körper hält. Wenn das der Fall ist, bin ich davon überzeugt, dass er sich wieder vorne hineinspielt. Ob es wieder für ganz vorne reicht, ist fraglich, da spielen so viele Faktoren zusammen. Aber er ist definitiv besser, als er jetzt dargestellt wird.
Es ist für ihn aber ja nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung.
Definitiv. Er konnte sehr lange seinem Beruf nicht nachgehen. Das Handgelenk ist eines der wichtigsten Körperteile eines Tennisspielers. Wenn man da so eine Verletzung hat, bei der man nicht weiß, ob das wieder wird, belastet das einen natürlich. Und dann denkt man darüber nach. Bei jedem Schlag. Ich hoffe, dass die Zeit da die Wunde heilt und er dann wieder so zurückkommt, wie wir ihn alle kennen.
Das hoffen wir alle. Wie sieht es mit dem restlichen Tennisösterreich aus? Gibt es Nachwuchsspieler, in die wir unsere großen Hoffnungen setzen können?
Wir haben definitiv Talente im Nachwuchs, die diesen Weg gehen können.
Welche?
Da sind wir wieder beim Druck. Haue ich da jetzt vier Namen raus, mache ich ihnen unnötig Druck. Aber wir haben sie, vor allem zwei Mädels, eine ist elf, eine 13. Ein junger Mann ist 16 und sehr gut. Es ist ein steiniger Weg, den man erst einmal gehen muss doch sie sind definitiv bereit dazu und haben auch die nötige Einstellung, das schaffen zu können.
Jeder braucht auch Erholung. Gibt es in diesem Sommer Urlaub für Sie?
Im Sommer weniger, weil es die Hauptsaison im Tennis ist. Wir fahren als Familie immer im November für zwei Wochen ins Warme. Im Sommer geht es nur für eine Woche ins Ausland.
See oder Meer?
Meer, mit Schwager und Schwägerin und ihren Kindern.
Bleiben wir gleich beim Wordrap. Zwei Begriffe, welcher sagt Ihnen mehr zu: Tee oder Kaffee?
Kaffee.
Fleisch oder Fisch?
Fleisch.
Sandplatz oder Hartplatz?
Hartplatz.
Wimbledon-Favorit: Djokovic oder Nadal?
Nadal.
Apropos Wimbledon, das Turnier läuft derzeit. Macht Sie das sentimental, im Sinne von Erinnerungen an Ihre Tennisprofikarriere?
Schon ein wenig. Aber das Schöne ist, dass ich beim Legenden-Turnier eingeladen bin und in der zweiten Woche mit anderen ehemaligen Tennisprofis aufschlagen darf. Da freue ich mich sehr darauf. Da spielt man nicht mehr um Punkte, es geht nur noch um den Spaß.
Von links: Christoph Stadler (Hutchison Drei Austria) und Ehefrau Michaela, Martin Kirnbauer (WAC-Präsident), Stefan Müllner (Hutchison Drei Austria)
Bei knappen 30 Grad und strahlendem Sonnenschein trafen sich die Teilnehmer im Wiener Park Club – darunter ÖTV-Präsident Martin Ohneberg, ÖTV-Geschäftsführer Thomas Schweda, Martin Lenikus (Lenikus GmbH), Erich Hampel (ExAufsichtsratsvorsitzender UniCredit Bank Austria AG), Christoph Raninger (CEO Wiener Privatbank) und viele mehr. ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer war ebenso vor Ort wie Tennis-Ass Thomas Muster – letzterer kam allerdings nicht zum Spielen, dafür aber zum Netzwerken. Als Siegerin bei den Damen ging Magdalena Renth hervor, bei den Herren gewann Robert Almer.
Wer gerade nicht am Platz stand, konnte unter großen Sommerbäumen vom Liegestuhl aus die Spiele verfolgen – als Partner für die schönen Seiten des Lebens waren auch freizeit und KURIER vor Ort vertreten, durch freizeit-Chefredakteurin Marlene Auer, stv. KURIER-Chefredakteur Richard Grasl und Sportchef Philipp Albrechtsberger.